Empfahl auch Nicht-Journalisten im Presserat und rasche Entscheidungen: Peta Buscombe, Chefin des britischen Presserats, der im Schnitt binnen 50 Tagen über Beschwerden richten will.

Foto: STANDARD/Urban

Empfiehlt Medien Wikileaks-Technik: Barstow.

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Wien - Schneller als die New York Times war diesmal die WAZ, der deutsche Regionalzeitungsriese, in Österreich beteiligt an Krone und Kurier. "Vor zwei Wochen" schlug David Barstow im Newsroom des Weltblattes vor, doch ein eigenes Webportal zu starten, wo Informanten wie bei Wikileaks anonym Dokumente hochladen können. Als Material für Journalisten aber, zur Berichterstattung nach entsprechender Prüfung, betont Barstow, der schon zwei Pulitzerpreis erhielt, einen für Recherchen über Propagandamaßnahmen des US-Verteidigungsministeriums.

Die WAZ leckt

Die WAZ hat für Info-Lecks schon Anfang Dezember eine elektronische Andockstelle eingerichtet, auch die Schweizer Sonntagszeitung begann damit schon im Dezember.

Das Prinzip von Wikileaks, vertrauliche Dokumente zu beschaffen, sei schließlich eine klassische journalistische Qualität, sagte Barstow bei der Auftaktveranstaltung des heimischen Presserats.

Solchen Gremien der Selbstkontrolle "geht es um die Qualität des Journalismus" , betonte Medienwissenschafterin Irene Neverla dort. Offenkundig nicht allen Blättern im Land: Österreich etwa weigerte sich bisher. Laut Statuten kann der Presserat Entscheide zu diesen Blättern nur ihren Verlegern mitteilen, aber nicht veröffentlichen - im Gegensatz zum Deutschen Presserat.

"Kurier": "Wir unterschreiben"

So lud Thomas Kralinger (Kurier) "ausnahmslos alle Printmedien" in den Presserat ein. Mitgliedschaft in einem der Trägervereine sei nicht nötig. "Wer sich der freiwilligen Selbstkontrolle entzieht, entzieht sich objektiver Prüfung, ob seine publizistische Arbeit dem Ehrenkodex entspricht."

Noch hat eine Reihe Kaufzeitungen wie die Absicht bekundet, aber den Beitritt noch nicht unterschrieben. Die Presse begründet das mit einer Reihe von Kritikpunkten am heutigen Statut. Kurier-Manager Kralinger bestreitet, dass sein Verlag noch nicht unterschrieben habe. Chefredakteur Helmut Brandstätter erklärt auf Anfrage: "Wir unterschreiben."

Der Presserat "muss ein Erfolg werden" , warnte Präsident und Journalistengewerkschafter Franz C. Bauer mit Blick auf Ungarn (Artikel unten):"Wenn wir es nicht schaffen, uns selbst zu kontrollieren, werden sich andere Gedanken darüber machen."   (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 27.1.2011)