Wien - Timothy Hayes, Chief-Investment-Strategist bei Ned Davis, rechnet mit einer anhaltenden Dynamik an den Aktienmärkten. "Der zyklische Bullenmarkt wird im ersten Halbjahr 2011 anhalten", sagte Hayes, der auf Einladung der Privatbank Kathrein in Wien war. Bis dahin setzt der Investmentstratege auf Aktien kleinerer Unternehmen oder auch auf Schwellenländer-Titel. Denn die positive Wachstumsdynamik dürfte - zusammen mit niedrigen Zinsen - weiter anhalten.

Hayes geht zudem davon aus, dass die Märkte sich 2011 in vielen Fragen "normalisieren". Die Anzahl der Kursabstürze von fünf Prozent oder mehr werde wieder auf historische Durchschnitte zurückfallen. Auch die Korrelation zwischen Aktien und Sektoren, also die gleichförmige Bewegung von unterschiedlichen Titeln, werde fallen. Auf der Zinsseite wird sich die Normalität erst langsam einstellen. Die zehnjährigen Renditen werden 2011 steigen, in den USA etwa auf knapp unter vier Prozent. Diese höheren Kapitalkosten werden im zweiten Halbjahr die Luft aus dem Aufschwung lassen. "Das Risiko eines zyklischen Bärenmarktes ist gestiegen", so Hayes, "ein zwischenzeitlicher Abschwung von 20 bis 30 Prozent ist nicht unwahrscheinlich."

Die Schwellenländer seien wieder einen Schritt voraus, dort reagieren die Notenbanken mit Zinserhöhungen auf hohe Inflationsraten. Trotz der Teuerungsraten erwartet Hayes langfristig eine "anhaltende Outperformance der Schwellenländer". Wegen akuter Inflationsängste könnte das Jahr 2011 aber für die USA und Europa das bessere Jahr werden. (sulu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2011)