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Produzent zahlreicher Erfolgsfilme: Bernd Eichinger

Foto: Axel Schmidt/ddp/dapd

München - Kaum jemand hat so viele Kinosessel in Deutschland gefüllt und größere Erfolge mit deutschen Filmen im Ausland gefeiert: Bernd Eichinger galt als Experte für Erfolgsfilme, als Deutschlands Mann in Hollywood. Nun ist der Produzent, der sich auch die Filmrechte am Entführungsfall Natascha Kampusch gesichert hatte, im Alter von 61 Jahren gestorben: Er erlag am Montagabend in Los Angeles während eines Essens im Familienkreis einem Herzinfarkt.

Zu seinen bekanntesten Produktionen gehören "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose", "Der bewegte Mann", "Der Untergang" und "Das Parfum". Eichinger hatte damit einen Promi-Grad, der sonst nur Schauspielern oder höchstens noch Regisseuren zu Teil wird, als Produzent erreicht. Er hatte eine Nase für gute Stoffe, berichteten Kollegen, und musste sich immer in alles einmischen.

Vom Fan zum Filmschaffenden

Er sei "filmsüchtig", sagte Eichinger über sich selbst. Zwei, drei Filme pro Nacht anschauen, das sei kein Problem. Seine Obsession prägte sein Leben seit den frühen 1970er Jahren, als der streng katholisch erzogene Bub aus dem Bayerischen Wald zum Studium an die Münchner Hochschule für Fernsehen und Film kam. Seitdem war er Produzent, Drehbuchschreiber, Regisseur, sogar als Schauspieler hat er sich einmal in einer kleinen Rolle versucht.

"Film, das war mein Leben", erinnerte sich Echinger in einem Interview an seine Studentenzeit. In den vergangenen 40 Jahren konnte sich daran nicht viel geändert haben - darauf deutet zumindest die Liste von Filmen hin, bei der Eichinger die Finger im Spiel hatte: Er brachte internationale Bestseller wie "Der Name der Rose" und "Das Parfüm" auf die Leinwand, versetzte die deutschen Kinobetreiber mit Kassenhits wie "Der bewegte Mann" oder "Der Schuh des Manitu" in Euphorie und entdeckte obendrein noch deutsche Schauspielstars wie Til Schweiger.

Dabei galt der Münchner mit zweitem Wohnsitz Hollywood als schwieriger Arbeitskollege. Die Rolle des Produzenten, der für die Finanzierung sorgt, sich aber aus künstlerischen Sphären heraushält, behagte ihm wenig, glaubt man Kollegen. An Drehbüchern schrieb er selber mit, die Schauspielerbesetzung ließ er sich auch selten nehmen und der Filmschnitt lief nicht ohne ihn. Harsche Töne allerdings prallten an ihm ab. Bei der Verfilmung von "Das Parfüm" etwa hatte Autor Patrick Süßkind ihm strikt verboten, ihn um Hilfe zu bitten. "Ich habe ihn einmal dennoch um Rat gefragt, und da musste ich mir ganz böse Worte anhören. Das ist mir so auch schon mit Umberto Eco bei der Verfilmung von 'Der Name der Rose' gegangen."

"Er hat etwas Maßloses"

"Er hat etwas Maßloses", soll Regisseur Uli Edel einmal über seinen jahrzehntelangen engen Freund gesagt haben. Andere beschrieben ihn als "absolut furchtlos". Mut zu haben konnte man Eichinger wohl kaum absprechen, blickt man auf seine Biografie. Mit gerade mal 30 Jahren übernahm er die damals finanziell angeschlagene Verleihfirma Constantin Film. Er gab ihr eine völlig neue Struktur und sanierte sie innerhalb weniger Jahre. Bis 2006, als Eichinger endgültig seine Anteile aufgab, ging er mit der Firma durch Höhen und Tiefen, und konzentrierte sich trotz seiner Manager- und Produzentenarbeit stets auch auf das Künstlerische.

Privat umgab ihn dabei immer etwas Glamouröses. So hatte er meistens schöne Frauen wie die Schauspielerinnen Hannelore Elsner, Barbara Rudnik, Katja Flint und Corinna Harfouch an seiner Seite. "Riesenautos" mochte er zwar nicht, für gute Weine aber gab er gerne mal ein bisschen mehr aus. Seit 2006 war er mit der Journalistin Katja Hofmann verheiratet. Seine Tochter Nina, 1981 geboren, hat Papas Leidenschaft fürs Fernsehen geerbt und arbeitet als Moderatorin.

Manchmal aber gab es einen kurzen Blick hinter die Fassade des Erfolgstypen mit der Hollywood-Aura - zum Beispiel in den Gesprächen, die er kurz vor dem Kinostart des umstrittenen RAF-Films "Baader Meinhof Komplex" führte. "Ich hätte nicht gedacht, dass mich dieser Film so mitnehmen, so angreifen würde", gestand er etwa im Gespräch mit dem "Playboy". Die Beschäftigung mit dem Stoff habe ihn plötzlich sehr traurig gemacht. "Ich hatte damit schwer zu kämpfen, ich bin in eine regelrechte Depression verfallen." Aus dem Tief allerdings sei er gestärkt herausgekommen.

"Der Bernd war ein ganz Großer"

Die Nachricht vom plötzlichen Tod hat die Münchner Promi-Szene am Dienstagabend geschockt. Viele langjährige Weggefährten und Kollegen erfuhren vom Tod Eichingers bei der Verleihung des Medien-Preises "Diva" im Bayerischen Hof.

"Der Bernd war ein ganz Großer", sagte ein sichtlich bewegter Ralph Siegel, der auf dem roten Teppich vom unerwarteten Tod des Produzenten erfuhr. "Es tut mir wahnsinnig Leid." Martin Krug, der Ex-Mann von Veronica Ferres, sagte, Eichinger habe Filmgeschichte geschrieben. "Er war einer der Größten in Deutschland."

"Schrecklich, schrecklich. Ich möchte gar nichts mehr dazu sagen. Das ist fürchterlich", sagte der Schauspieler Herbert Knaup. Und der Präsident der Spitzenorganisation der deutschen Filmwirtschaft (SPIO), Steffen Kuchenreuther, brachte zunächst nur ein "Ich bin völlig fertig" über die Lippen. (APA/dpa/red)