Ihre Porträts von Zeitgenossen wie Karl Kraus und Albert Einstein haben einen Fixplatz im kollektiven visuellen Bewusstsein, ihre Bewegungsstudien nackter Tänzerinnen sorgten in den 1920er Jahren für Furore. Das Wien Museum widmet der lange vergessenen Frau hinter diesen Bildern, der Fotografin Trude Fleischmann, mit "Der selbstbewusste Blick" eine erste große Überblicksausstellung, die das breite Spektrum ihrer Arbeiten - von der Akt- bis zur Heimatfotografie - vor Augen führt.

Trude Fleischmann: Aktstudie der Tänzerin Claire Bauroff, Wien 1925

Berühmt wurde Fleischmann mit Bewegungsstudien von nackten Tänzerinnen wie Claire Bauroff, deren hellen Körper sie in starkem Kontrast zum schwarzen Hintergrund in Szene setzte.

Foto: Wien Museum

Annie Schulz: Trude Fleischmann im Atelier, Wien 1929

Fleischmann gehörte zu jenen jungen jüdischen Fotografinnen, die nach dem Ersten Weltkrieg in Wien eigene Studios eröffneten. Bereits mit acht Jahren hatte die Tochter aus liberalem Hause ihre erste Kamera bekommen, 1913 bis 1916 war sie Schülerin an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt.

Foto: Courtesy Fritsch Antiquariat, Wien

Trude Fleischmann: Aktstudie, Wien 1925

Mit ihren Aktfotos begab sich Fleischmann selbstbewusst auf Terrain, das lange Männern vorbehalten war. Anders als ihre Vorgänger setzte sie auf eine Nacktheit, die selbstverständlich wirkt.

Foto: Wien Museum

Trude Fleischmann: Sibylle Binder, Schauspielerin, Wien um 1935

Fleischmanns Atelier war eine Drehscheibe für die Theaterprominenz der großen Wiener Bühnen. Innerhalb kurzer Zeit konnte sich die Fotografien als die moderne Porträtistin Wiens etablieren.

Foto: Albertina, Wien

Trude Fleischmann: Tilly Losch, Tänzerin, Wien um 1925

Fleischmann war das, was man heute Netzwerkerin nennt: Sie schrieb aktiv Prominente an, um diese zu gratis zu fotografieren und die Bilder zugleich als Gegenleistung für Werbezwecke zu nutzen.

Foto: Wien Museum

Trude Fleischmann: Die Tänzerin Mila Cirul, Wien um 1925

Die jungen Fotografin stand für einen sachlichen Porträtstil. So rückte sie oft nahe an die Porträtierten heran und beschnitt die Bilder, um den Blick des Betrachters zu lenken.

Foto: Wien Museum

Trude Fleischmann: Karl Kraus, Schriftsteller, Wien 1928

Zu den bekanntesten Fotos Fleischmanns gehört eine Aufnahme des Schriftstellers Karl Kraus im Jahr 1928. Zehn Jahre später war ihre Karriere als Wiener Fotografin zu Ende: Fleischmann musste vor den Nationalsozialisten flüchten.

Foto: Wien Museum

Trude Fleischmann: Albert Einstein, Physiker, New Jersey 1954

Nach Zwischenstationen in Paris und London traf Fleischmann 1939 in New York ein, wo es ihr mit Hilfe ihrer Freundin Helen Post gelang, privat und beruflich relativ schnell Fuß zu fassen. In New York arbeitete sie nun auch öfter im Freien. Viele ihrere Porträts, darunter berühmte Aufnahmen von Albert Einstein und Arturo Toscanini, entstanden außerhalb des Ateliers.

Foto: ÖNB/Wien

1969 gab Fleischmann schließlich ihr New Yorker Atelier auf, um ins schweizerische Lugano zu ziehen. 1988 kehrte sie in die USA zurück, wo sie zwei Jahre später starb. (derStandard.at, 26. Jänner 2011)

Trude Fleischmann - Der selbstbewusste Blick
27. Januar 2011 bis 29. Mai 2011
Wien Museum Karlsplatz
1040 Wien, Karlsplatz
Dienstag bis Sonntag & Feiertag, 10 bis 18 Uhr
Geschlossen: 1.1., 1.5. und 25.12.

Zu der von Anton Holzer und Frauke Kreutler kuratierten Ausstellung ist auch ein Katalog im Verlag Hatje Cantz erschienen.

Foto: derStandard.at/Gedlicka