Genf - Ein neuer Impfstoff gegen Lungenentzündung wird derzeit in Entwicklungsländern ausgeliefert. Weltweit könnte dies mehr als eine halbe Mio. Menschenleben retten. Die Impfung wird laut Gavi Alliance zuerst in insgesamt 19 Ländern zur Verfügung stehen. Kinder in Kenia werden bereits geimpft, Sierra Leone, der Jemen, Honduras und Guyana sollen in diesem Jahr folgen. In Nicaragua wurde vor einigen Wochen mit der Impfung von Kleinkindern begonnen. Viele weitere Länder könnten von dem neuen Impfstoff profitieren, wenn die Finanzierung dafür gesichert werden kann.

800 Mio. Dollar jährlich

Gavi zufolge sind in den nächsten fünf Jahren jährlich zusätzlich 800 Mio. Dollar erforderlich, um einen Engpass bei der Immunisierung mit bestehenden und neuen Impfstoffen zu verhindern. Der neue Impfstoff schützt gegen Pneumokokken, den Hauptauslöser einer schweren Lungenentzündung bei Kindern, sowie gegen eine Form von Meningitis und Blutvergiftung. An Lungenentzündung sterben mehr Kinder als an jeder anderen Krankheit. Schätzungen gehen von rund 1,7 Mio. Opfern jährlich aus. Der Impfstoff wird in Form von drei aufeinanderfolgenden Injektionen verabreicht.

Save the Children hat in der Studie No Child Born to Die aufgezeigt, wie gravierend der Mangel an Mitteln für die weltweite Immunisierung ist. Zusätzlich fehlt es in den armen Ländern an insgesamt 3,5 Mio. medizinischen Fachkräften. Ohne sie sind Mio. Kindern Krankheiten und einem frühen Tod ausgesetzt. Viele Kinder sterben jeden Tag an Krankheiten, die durch eine Impfung verhindert werden können. Das Geld reicht nicht einmal für die Grundimmunisierung und schon gar nicht für die Verabreichung des neuen Impfstoffes.

Preis knapp über den Herstellungskosten

Im Juni 2011 veranstaltet die britische Regierung einen Gavi-Kongress in London. Teilnehmen werden führende Politiker aus der ganzen Welt. Großbritannien kommt für ein Viertel der Finanzierung von Gavi auf und das ist mehr als jedes andere Land an Mitteln zur Verfügung stellt. In Afrika kostet der neue Impfstoff 3,50 Dollar, in Europa rund 38 Pfund. Diese geringen Kosten sind das Ergebnis eines Deals, den Gavi mit den Herstellern Pfizer und GSK abgeschlossen hat. Die Auslieferung in der Dritten Welt erfolgt nur ein Jahr nach der Zulassung des Impfstoffes in Amerika. GSK erklärte, dass der herabgesetzte Preis knapp über den Herstellungskosten liege.

Ein weiterer Impfstoff gegen das Rotavirus, die Hauptursache von schweren Durchfällen, ist ebenfalls zur Auslieferung bereit. Aber auch dieser Impfstoff ist viel teurer als die Impfungen gegen Krankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Polio. Lungenentzündung und Diarrhö sind für ein Drittel aller Todesfälle bei Kleinkindern in der Dritten Welt verantwortlich. Gavi und Save the Children betonen, dass eine flächendeckende Auslieferung dieser beiden Impfstoffe die Leben von mehr als einer Mio. Kinder jährlich retten könnte.  (pte)