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Am ersten Verhandlungstag bekannte sich Wolfgang Auer-Welsbach als "nicht schuldig". Nun legt er ein Geständnis ab.

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Zwölf Tage nach dem Start des AvW-Prozesses will U-Häftling Wolfgang Auer-Welsbach ein Geständnis ablegen. Er hofft, damit der Höchststrafe zu entkommen. Die Anleger müssen die Beendigung der Insolvenz abwarten.

Wien – Die 60 bis 70 Zeugen, die im Prozess gegen Wolfgang Auer-Welsbach noch geladen waren, können sich ihre Reise nach Klagenfurt wahrscheinlich ersparen. Der wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs angeklagte AvW-Gründer wird beim nächsten Gerichtstermin am Montag ein volles Geständnis ablegen. "Er wird sich schuldig im Sinne der Anklage bekennen, er ist reumütig, die Aussagen der Zeugen, die alles verloren haben, sind ihm nahegegangen" , sagt Auer-Welsbachs Anwalt Fritz Großmann.

Die Latte an Vorwürfen: schwerer gewerbsmäßiger Betrug, Untreue, Bilanzfälschung sowie Fälschung von Beweismitteln. Großmann hofft nun, dass sein Mandant (er vertritt ihn als Pflichtverteidiger; Auer-Welsbach ist das Geld ausgegangen) "etwas weniger als die Höchststrafe" ausfasst; beim Betrug sind das zehn Jahre. Bisher hatte der Kärntner alle Schuld von sich gewiesen. Großmann erzählt, er habe seinen Mandanten auf Grundlage des Gerichtsgutachtens und auch der OGH-Entscheidung gegen Helmut Elsner (er bekam die Höchststrafe) zum Umdenken gebracht.

"Bei AvW lief ein Ringelspiel, und es wurde Geld verzockt, das ist nachvollziehbar" , so der Advokat. Davon betroffen sind rund 12.500 Anleger, die ihr Geld ganz oder teilweise verloren haben. Die Schadenssumme beträgt laut Anklage rund 400 Millionen Euro. Für die geschädigten Anleger bedeutet das angekündigte Geständnis aber noch kein Aufatmen. Bevor sie zu ihrem Geld (oder Teilen davon) kommen, muss das Insolvenzverfahren der AvW-Gruppe abgewickelt werden.

Ob Auer-Welsbach Schadenswiedergutmachung leisten wird, ist derzeit nicht absehbar. Laut seinem Anwalt werden 100.000 Euro, die in bar vorhanden sind, abgeschöpft, ebenso sein Auto – ob noch mehr Geld gefunden wird, steht derzeit noch in den Sternen. Unterlagen aus Liechtenstein, wo Auer-Welsbach Stiftungen unterhält und noch vor kurzem Geld geparkt haben soll, sind gestern, Montag, in Klagenfurt eingelangt und werden nun von der Justiz durchforstet.

Ob die von ihm gegründete Auer von Welsbach Privatstiftung im Rahmen der Steuerprüfungen jemals genau durchforstet wurde, ist nicht überliefert. Wie berichtet wurden diverse Betriebsprüfungen durchgeführt; zumindest eine davon wurde auf Weisung eines Finanzbeamten beendet.

Im Jahr 2002 hat einer der Prüfer die Durchleuchtung einiger Geschäfte in der Stiftung jedenfalls angeregt. Im Wesentlichen ging es um die zunächst kostenlose Privatnutzung der Liegenschaft (Wohnung) am Wörthersee durch Auer-Welsbach; Mieterin war die AvW Invest AG. Zudem ging es um die Einbringung von AvW-Invest-Aktien in die Stiftung durch Auer-Welsbach. Laut Gutachter Fritz Kleiner wiesen die Betriebsprüfungsberichte "wesentliche Unklarheiten" auf.

Aufgrund des Geständnisses könnte Richter Christian Liebhauser-Karl bereits am Montag ein Urteil fällen. Ermittelt wird noch gegen einen Finanzbeamten und einen Mitarbeiter der damaligen Wertpapieraufsicht. (gra, bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2011)