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Gerhard Gribkowsky erhielt den bisherigen Ermittlungen zufolge 50 Millionen Dollar an Bestechungsgeld.

Foto: Reuters/Stringer

München - Die BayernLB fordert von ihrem ehemaligen Vorstand Gerhard Gribkowsky und weiteren Ex-Topmanagern 200 Millionen Euro Schadenersatz. Sie sollen für das Desaster bei der Kärntner Hypo Alpe Adria zahlen, bei dem die Bayern 3,7 Milliarden Euro verloren, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Die BayernLB will dem Bericht zufolge gegen insgesamt acht frühere Vorstandsmitglieder einschließlich Ex-Bankchef Werner Schmidt vorgehen. Die Klage gegen Gribkowsky wird laut "SZ" vorgezogen, um Zugriff auf das Vermögen in Höhe von 25 Millionen Euro zu erhalten, das demnach in der vom Ex-Risikovorstand betriebenen österreichischen Privatstiftung namens "Sonnenschein" liegt.

Gemeinsame Haftung

"Vorstand und Verwaltungsrat der Bank haben unverzüglich gehandelt, um den Zugriff auf die Vermögenswerte der Privatstiftung von Gribkowsky zu sichern", bestätigte Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) am Montag in München. "Und das werden wir in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft auch weiter vorantreiben." Der wegen Korruptionsverdacht in München in U-Haft sitzende Gribkowsky soll als erstes früheres BayernLB-Vorstandsmitglied zur Verantwortung gezogen werden.

Die Entscheidung über die Klage hatte der Verwaltungsrat der BayernLB in der vergangenen Woche getroffen. Für die 200 Millionen Euro sollen die acht Ex-Vorstandsmitglieder gemeinsam haften. Wie hoch der Anteil ist, der davon auf Gribkowsky entfällt, blieb offen. Das Finanzministerium äußerte sich nicht zur Höhe der Schadenersatzforderungen.

Formel-1-Geschäfte

Gribkowsky war Anfang des Monats verhaftet worden. Nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft wird gegen den ehemaligen Risikovorstand der Bank wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung ermittelt. Gribkowsky erhielt den bisherigen Ermittlungen zufolge 50 Millionen Dollar (37,0 Mio. Euro) an Bestechungsgeld. Bei dem Fall dürfte es um den Verkauf von Formel-1-Anteilen im Jahr 2006 gehen, die zuvor von der Landesbank gehalten worden waren. Wie berichtet, könnte Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nach Informationen der "SZ" doch persönlich in den Skandal verwickelt sein. Ecclestone dementiert weiterhin.

Parallel zu der Klage in Deutschland ist auch eine in Österreich geplant. Die BayernLB hatte durch den Kauf der Hypo Alpe-Adria und riskante Investments in US-Papiere Milliarden verloren. Ernst Weidenbusch, der Vorsitzende der BayernLB-Kontrollkommission im Landtag, erhob im "Bayerischen Fernsehen" erneut schwere Vorwürfe gegen die ehemaligen Vorstände der Bank. Diese hätten vorhandene Kontrollmechanismen ausgeschaltet, um ungehindert Milliarden in amerikanische Immobilienpapiere investieren zu können.

Die Kontrolle darüber sei trotz eines Milliardenvolumens von München nach New York verlagert worden. "Das wurde vorher im Risk-Office von 700 Leuten geprüft und dann von der Außenstelle New York von einer Handvoll Leuten. Dann wissen sie, wie die Kontrolldichte vorher war und wie die nachher war. Das erreicht ja nicht einmal ein Prozent", zitierte ihn das Wirtschaftsmagazin "Geld&Leben".   (APA/red)