Daniel Biskup, "Wege der Freiheit". € 51,30 / 256 Seiten, C. Rolf Heyne, München 2010.

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Von einer "janusköpfigen Freiheit" spricht der Schriftsteller Uwe Tellkamp angesichts der Fotodokumente des deutschen Chronisten des Mauerfalls Daniel Biskup. "Frei für Reise und Selbstbestimmung, frei von Arbeit und sozialer Sicherheit." Biskup visualisiert in "Wege der Freiheit" Zeitgeschichte: Ende der DDR, Zerfall des Eisernen Vorhangs, der Sowjetunion und Jugoslawiens, Aufbruch, Umbruch und Demokratisierung.

Abseits staatsmännischer Agenden porträtiert er normale Menschen: vor dem Hintergrund zerbombter Häuser, zerstörter Brücken, in Flüchtlingscamps, "ihr vorläufiges Leben in einer Plastiktüte", heimatlos, die Hinterlassenschaft eines politischen Systems gegen eine neue Existenz tauschend. Ohne Voyeurismus, unprätentiös, eindrucksvoll. Dem Untergang "einer angeblich besseren gesellschaftlichen Ordnung" folgte ein Neubeginn mit Verlusten, aber auch Hoffnungen. Wert und Preis der Freiheit mag subjektiv sein, in jedem Fall aber ist sie grenzenlos. (Gregor Auenhammer / DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.1.2011)