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Beste beziehungen: Ben Ali mit Nicolas Sarkozy.

Foto: AP/Naegelen

Paris - Herrenhäuser in teuerster Pariser Wohnlage, Villen an der Côte d'Azur und ein Chalet in den französischen Alpen: der Clan des tunesischen Ex-Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali hat sich anscheinend mit Immobilienkäufen auf eine daunenweiche Rentenzeit vorbereitet. Die zweite Ehefrau des nach Saudi-Arabien geflüchteten Präsidenten, Leila Trabelsi, hat nach Angaben der Website der Pariser konservativen Tageszeitung "Le Figaro" von Samstag vor vier Monaten ein Luxusanwesen an der teuren Pariser Avenue Foch erworben. Eingetragen wurde die Immobilie demnach auf den Namen des sechsjährigen einzigen Sohns des Paares, Mohammed.

Ben Alis Schwiegersohn erwarb einige Monate zuvor für 37 Millionen Euro ein Herrenhaus im Marais, einem Pariser Stadtviertel mit zur Zeit steigenden Preisen. Jetzt hat die "Jasmin-Revolution" dem geflüchteten Herrscherclan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als Angehörige Ben Alis vor einer Woche in Paris landeten, um ein diskretes Wochenende in Euro-Disneyland zu verbringen, drängten die französischen Behörden die neuerdings unwillkommenen Gäste höflich aber unmissverständlich zu einer raschen Abreise in Richtung Saudi-Arabien, wo Ben Ali Unterschlupf gefunden hat.

Als "mafiaähnlich" beurteilte die US-Botschaft in Tunesien laut WikiLeaks das Herrschaftssystem des vom Westen lange Zeit gehätschelten Staatschefs und seiner Familie. Unter dem Vorwand, gegen islamischen Extremismus anzubekämpfen, würden in dem nordafrikanischen Land Medien, Gewerkschaften und Opposition rücksichtslos unterdrückt. Schwerste Korruptionsvorwürfe wurden von Regimekritikern gegen Ben Alis Ehefrau und deren Bruder Mourad Trabelsi erhoben, die hinter den Kulissen die Fäden gezogen und sich auch am Drogenhandel enorm bereichert haben sollen. Zahlreiche Kritiker des Trabelsi-Clans landeten im Gefängnis. Die tunesische Exilpresse in Frankreich berichtete über Vettern- und Günstlingswirtschaft, Filz und Korruption im Umfeld des mächtigen Clans der Schwiegerfamilie des Staatschefs. Der Clan beanspruche Bankkredite in Milliardenhöhe, die nie zurückbezahlt würden, und bekomme riesige Provisionen bei Staatsaufträgen und bei Investitionen ausländischer Firmen. Bei allen staatlichen Bewilligungsverfahren habe er Schmiergelder bezogen, hieß es. (APA/dpa)