Anselm Lipgens, Tim Breyvogel, Günther Wiederschwinger, Martina Stilp

Foto: Lalo Jodlbauer.

 

Wien - Ein Mann im dunkelgrauen Anzug betritt einen Konferenzraum. Er hat es in die Endrunde eines Bewerbungsverfahrens geschafft, ein hochbezahlter Managerposten erwartet ihn, wenn er im letzten Gespräch überzeugt. Doch statt der Personalchefs gesellen sich zwei Männer und eine Frau zu ihm, die ebenfalls zu den Bewerbern zählen. Ratlosigkeit breitet sich aus, bis eine Klappe in der Wand aufgeht und den Wartenden schriftlich eine Aufgabe gestellt wird: Sie sollen herausfinden, wer unter ihnen in Wirklichkeit zur Personalabteilung gehört.

Damit beginnt eine Reihe von Aufgaben und Spielen, die die Vier lösen und bestehen müssen. Wer den Raum verlässt, hat verloren. Wo zunächst nur Kälte und nervöser Smalltalk zwischen den Konkurrenten herrschten, zieht Unsicherheit ein: Wer täuscht eine falsche Identität vor? Was ist das Ziel der Spiele, die weit hinter die Grenzen der Privatsphäre reichen?

Mit jeder Wendung in Jordi Galcerans Stück Die Grönholm-Methode, das Katrin Hiller für das Volkstheater in den Bezirken inszeniert hat, muss auch das Publikum aufs Neue abwägen, was noch für glaubhaft gehalten werden kann.

Die Konkurrenzsituation holt das denkbar Schlechteste aus den Bewerbern heraus: Lügen, Betrug und Spott dominieren. Die Zuseher sind indes belustigt. Die Skurrilität der zu lösenden Aufgaben, das kindische Verhalten der Bewerber und die bissigen Kommentare, mit denen sie sich gegenseitig schlecht machen, sind komisch.

Dass es eigentlich grausame und verzweifelte Lacher sind, fällt nicht weiter auf, denn Mitleid ist dem Publikum verwehrt. Stehen doch vier "Ungustln" auf der Bühne, über die man sich gern amüsiert.

Ein Ensemble aus hervorragenden Darstellern erweckt das unsympathische Quartett zum Leben: Günther Wiederschwinger, Anselm Lipgens, Martina Stilp und Tim Breyvogel glänzen in vier ebenbürtigen Hauptrollen.

Die zweite Hälfte ist beklemmender, das Lachen verstummt - am Ende sind nicht nur die Figuren müde und betrogen. Jordi Galceran erzeugt eine bittere Leere, deren Ursache nicht die menschenverachtenden Personalauslesemethoden sind.

Ein Loch klafft, weil er sein Publikum ohne einen einzigen erlösenden Satz, ohne jemanden hinterlässt, der sich in die richtige Richtung wenden würde. Seine Karikatur der Arbeitswelt beinhaltet nichts Gutes, das die untergegangene Moral wie eine Rettungsboje tragen könnte. (Sabina Zeithammer / DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.1.2011)