Vor fünf Jahren übernahm New York das am Londoner Modell orientierte Konzept: Im zeitlichen Umfeld der traditionell Ende Jänner abgehaltenen Auktionen Alter Meister bedient die "Master Drawings New York" seither den aus der ganzen Welt angereisten Tross an Kuratoren, Ankaufsberatern und Sammlern. Eine Messe im klassischen Sinne ist es nicht, vielmehr eine unter diesem Titel laufende Vermarktung, ein Schulterschluss unter 24 Kunsthändlern und Galeristen, um für das Nischensegment Arbeiten auf Papier (noch) mehr Aufmerksamkeit zu generieren.

Aus London, Frankreich oder Spanien angereisten Kollegen gewähren die Lokalmatadoren dabei Quartier (22.-29. 1.). Das Ergebnis ist ein vielseitiges Angebot, hält Ölstudien, Aquarelle und Zeichnungen bereit, zeitlich vom 15. bis ins 20. Jahrhundert datiert und in einer Preisklasse von 2000 bis mehr als eine Million Dollar. Und, Berührungsängste mit den Auktionshäusern gibt es vernünftigerweise nicht, bewirtet man letztlich doch die gleiche Klientel.

Tizian kontra "Rubbens"

Sowohl Christie's als auch Sotheby's schicken die klassische Riege Alter Meister seit zwei Jahren in Begleitung der Nachfolgegeneration des 19. Jahrhunderts ins Rennen. Sotheby's tut das aktuell (26.-28. 1.) in vier Durchgängen und in einem deutlich höheren Umfang als Christie's. Zwischen 91,6 und 131 Millionen Dollar beziffern Sotheby's Experten ihre monetären Erwartungen.

Allein das Toplos der Woche, Tizians Sacra Conversazione (um 1560), das aus der Sammlung des deutschen Industriellen Heinz Kisters stammt, soll zwischen 15 und 20 Millionen Dollar bringen. Womit der seit zwei Jahrzehnten gültige Künstlerrekord, den das Getty Museum für Venus und Adonis (12,4 Mio. Dollar) 1991 bei Christie's in London bewilligt hatte, Geschichte scheint.

Aktuell übt sich Christie's, sowohl in Menge als auch angesichts des zu erwartenden Geldsegens in Bescheidenheit. In zwei Sitzungen (27. 1.) gelangen rund 300 Positionen zur Verteilung, die bis zu 57 Millionen Dollar in die Kasse spülen sollen. Darunter die unpublizierte anatomische Studie männlicher Beine von "Rubbens", so die Signatur. Bislang waren nur zwei Kopien bekannt, eine davon hütet die Albertina im Bestand. Für das Original sind allerdings 100.000, wenn nicht 150.000 Dollar fällig. (kron/ DER STANDARD, Printausgabe, 22./23.1.2011)