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Wunderkinder einst spielten Klavier und komponierten, Wunderkinder heute spielen mit dem Computer und gründen ein Start-up, mit dem sie reich und berühmt werden. Larry Page ist ein Wunderkind unserer Tage: So wie Mozart einen musizierenden Vater hatte, wuchs der spätere Google-Co-Gründer als Sohn einer Programmier-Dozentin und eines Professors für Computerwissenschaften der Michigan State University in East Lansing auf.

Montessori-Schüler

Daheim standen Computer herum, mit sechs griff er zum ersten Mal in die Tasten, und als Montessori-Schüler war er der erste, der Hausaufgaben mit Textverarbeitung erstellte. Dinge auseinandernehmen und verstehen zu wollen, wie sie funktionieren: Dieser kindliche Urimpuls reifte zum Wunsch, Erfinder zu werden.

Erfinder wurde er, allerdings von digitalen und nicht analogen Dingen. 1995 fand er als Graduate-Student der Eliteschmiede Stanford dafür den kongenialen Partner, Sergey Brin, der als Student im zweiten Jahr die Neulinge in das Leben am Campus einführen sollte. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, geben beide zu Protokoll, obwohl sie später als Google-Boys wie Zwillinge wirken sollten. In einem BackRub getauften gemeinsamen Projekt versuchten sie, dem chaotischen World Wide Web durch Suche eine sinnvolle Struktur zu geben.

"Die Anatomie einer hypertextuellen Web-Suchmaschine großen Ausmaßes"

Aus der akademischen Arbeit "Die Anatomie einer hypertextuellen Web-Suchmaschine großen Ausmaßes" wurde ein Projekt, aus dem Projekt 1998 mit einer Million Dollar Risikokapital Google - der Rest ist Internetgeschichte. Larry Page, der introvertierte und um seine Privatsphäre bedachte Google-Zwilling, wurde der erste CEO des Start-ups mit 200 Mitarbeitern, ehe die beiden Eric Schmidt als Ziehvater und "erwachsene Aufsicht" 2001 an Bord holten.

Mit Schmidt in der ersten Reihe blieb auch Zeit für das Privatleben. 2007 heiratete Page die Forscherin Lucinda Southworth auf Richard Bransons privater Karibikinsel, im vergangenen Herbst wurde er Vater eines Sohns - was übrigens nicht leicht zu googeln ist. Damit sein 17,5- Milliarden-Dollar-Vermögen auch unter die Leute kommt, kaufte er sich zu Weihnachten eine 58 Meter lange Yacht.

Silicon-Valley-Ikone

Jetzt macht der Ziehvater den Chefsessel frei, vielleicht auch auf leichtes Drängen des 38-jährigen Ziehsohns, der als Mitgründer der herrschenden Silicon-Valley-Ikone nicht im Schatten eines Youngsters wie Mark Zuckerberg stehen will.  (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 22. Jänner 2011)

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