Tunis - Trotz Demokratisierungsversprechen reißen die Demonstrationen gegen die tunesische Übergangsregierung nicht ab. Hunderte Menschen zogen am Freitag wieder durch die Innenstadt von Tunis und bekundeten ihr Nein zur neuen Führung, der sie zu große Nähe zum Regime des geflüchteten autoritären Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali vorwerfen. "Wir akzeptieren diese Regierung nicht, wir werden sie niemals akzeptieren!", riefen die Demonstranten.

Der Chef der Oppositionspartei Demokratisches Forum für Arbeit und Freiheiten (FDTL) Mustapha Ben Jaafar erklärte, die Übergangsregierung scheine im Moment eher gegen das Volk zu regieren. "Tunesien bräuchte eine Regierung aus Technokraten, denen nicht der Stallgeruch des alten Regimes anhängt", sagte Jaafar, der sich geweigert hat, das Amt des Gesundheitsministers anzutreten. "Der Respekt vor der Revolution muss gewahrt bleiben. Alles weitere wird sich später entscheiden", sagte er. Auch die drei von der Gewerkschaft UGTT gestellten Minister hatten ihren Rücktritt erklärt.

Zu Protesten kam es am Freitag auch am Sitz einer staatlichen Spedition. Die Demonstranten forderten die Entlassung von Managern aus der Ben-Ali-Ära. Die auf dem Höhepunkt der Protestwelle vor einer Woche geschlossenen Schulen und Universitäten sollen den Lehrbetrieb am Montag wieder aufnehmen. Sportveranstaltungen sollen schon am Wochenende wieder stattfinden können. (APA/Reuters)