Istanbul - Vor dem Beginn der neuen Verhandlungsrunde über das umstrittene iranische Atomprogramm am Freitag in Istanbul hat der russische Außenminister Sergej Lawrow gefordert, auch über eine Aufhebung der gegen den Iran verhängten Sanktionen zu sprechen. Dieses Thema müsse "ebenfalls auf der Agenda stehen", sagte Lawrow am Donnerstag in der türkischen Metropole. Irans Unterhändler Said Jalili zeigte sich nach seiner Ankunft gesprächsbereit.

Nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen, Ahmet Davutoglu, sprach sich Lawrow gegen die Verhängung weiterer Sanktionen gegen den Iran aus. Dieser kürzlich von US-Außenministerin Hillary Clinton angedrohte Schritt sei "kontraproduktiv" für die Lösung der Atomfrage, sagte Lawrow. Nach seinen Erwartungen zum Erfolg der Verhandlungen befragt sagte Lawrow: "Wenn wir es schaffen, uns über die Perspektiven unserer Arbeit und zukünftiger Gesprächsrunden zu verständigen, wäre das schon ein gutes Ergebnis."

Jalili sagte nach seiner Ankunft in Istanbul dem türkischen Staatsfernsehen TRT, die iranische Seite wolle den Dialog. Wenn auch die Gegenseite dazu bereit sei, dann seien "sehr gute Ergebnisse" möglich. Irans Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA/IAEO), Ali Asghar Soltanieh, sagte am Donnerstag jedoch, weder die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, noch Sanktionen oder Viren könnten Iran abhalten, die Urananreicherung weiter zu verfolgen. Soltanieh nahm damit Bezug auf den mutmaßlich gegen die iranischen Atomanlagen gerichteten Computer-Wurm Stuxnet.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, sagte am Donnerstag, sein Land wolle einen "bedeutsamen und praktischen Prozess" in Gang bringen, in dem die Hauptfragen des iranischen Atomprogramms angesprochen würden. EU-Außenministerin Catherine Ashton hatte vergangene Woche erklärt, in Istanbul gehe es um "konkrete und glaubwürdige Wege, um weiterzukommen". Am Abend waren nach Angaben eines türkischen Diplomaten Treffen zwischen Davutoglu und Ashton sowie Jalili geplant.

Vertreter Irans sowie der sogenannten 5+1-Gruppe aus den fünf UN-Vetomächten USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China sowie Deutschland wollen in Istanbul am Freitag und Samstag die Möglichkeit von Fortschritten im Atomstreit sondieren. Die Gespräche waren Anfang Dezember in Genf nach mehr als einem Jahr wieder aufgenommen worden. Der Westen verdächtigt den Iran, eine Atombombe bauen zu wollen, Teheran weist dies zurück. (APA)