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Kurz (24) steht wieder als JVP-Landesobmann zur Wahl.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Dass in einer Partei nicht alle bestens befreundet sein können, sei ihm schon klar, meint Sebastian Kurz. Der JVP-Obmann und Neo-Gemeinderat in Wien vermisst in seiner Partei trotzdem den "grundlegenden Anstand", denn: "Wie sollen wir bürgerliche, Werte-bewusste Wähler ansprechen, wenn Ehrlichkeit und Handschlagqualität intern ein Fremdwort sind?"

Jüngster Anlass für Kurz' Ärger ist ein Disput mit der Bezirksvorsteherin der Inneren Stadt, Ursula Stenzel. "Es kann ja nicht sein, dass die Parteizukunft aus Menschen mit junger Fassade besteht, die in alten, eingefahrenen Funktionärsschienen denken und Karriere machen wollen", hatte Stenzel in einem Interview mit dem Standard gesagt. Würde sich die 65-Jährige Langzeit-Politikerin wirklich Sorgen um den Parteinachwuchs machen, kontert Kurz, dann würde sie nicht "junge Leute schlechtreden, sie im Bezirk auf hintere Listenplätze verbannen oder sogar abschießen".

Früher sei Stenzel trotz inhaltlicher Dispute auf Dialog aus gewesen, meint Kurz; seit einigen Monaten habe sich der Ton aber deutlich verschärft. Konkret geht es in dem Disput um Markus Figl, den früheren Vize-Bezirksvorsteher der City, der einen Tag vor seiner neuerlichen Angelobung Ende November letzten Jahres überraschend und mit knapper Mehrheit von der Bezirkspartei abgewählt wurde. Als Kurz ihm medial zur Seite sprang, tat Stenzel das in der Wiener Zeitung als Kritik eines "Nasenbohrers" ab.

Harsche Worte für den Parteinachwuchs gab es jüngst auch von VP-Nationalrat Ferdinand Maier, er sieht die JVP als "wunden Punkt der Wiener Volkspartei". Das scheint Kurz allerdings nicht besonders zu treffen: "Ferry Maier sieht sich gerne in der Zeitung, und ich kenne keinen Artikel, in dem er nicht intern jemanden anpatzt. Diesmal ist es halt um uns gegangen."

JVP will Leistung belohnen

Heute, Freitag, stellt sich Kurz der Wiederwahl als Obmann der Wiener Jungschwarzen. Der JVP-Landestag soll gleichzeitig der Auftakt für einen Programmprozess sein, denn die inhaltliche und strukturelle Neuaufstellung der schwarzen Landespartei "soll nicht Leuten wie Ursula Stenzel allein zustehen, sonst schauen wir ziemlich alt aus", findet der 24-jährige Kurz.

Ein weiterer Antrag betrifft den Mandatsvergabe-Modus der Partei. Bei dem sollen laut dem Ansinnen der JVP künftig die Vorzugsstimmen stärker berücksichtigt werden: Die Hälfte der Mandate solle laut der ursprünglichen Reihung auf der Liste vergeben werden, die andere Hälfte nach der Anzahl der Vorzugsstimmen. Denn derzeit, meint Kurz, spiele Leistung innerparteilich eine zu geringe Rolle. Die Wiener VP brauche konsequente Arbeit für ihre Zielgruppen - derzeit agiere sie vielerorts bloß als "selbstständige Funktionärstruppe". (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2011)