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In Afghanistan eingesetzte niederländische Soldaten wurden vor und nach ihrem Einsatz untersucht.

Foto: AP/Rahmat Gul

Amsterdam - Wiederholte Angst beim Einsatz an Kriegsschauplätzen verändert nach Erkenntnissen von Forschern die Gehirne von Soldaten. Ausschlaggebend sei dabei die Stärke der individuell empfundenen Bedrohung, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Radboud Universität in der niederländischen Stadt Nijmegen.

"Es geht also nicht darum, ob eine Bombe in direkter Nähe des Soldaten explodiert, sondern in welchem Maße er dies als bedrohlich erlebt - nur das beeinflusst die Veränderung des Gehirns und des Stresssystems", erklärten die Wissenschafter. Für die Studie untersuchten sie von 2008 bis 2010 eine Gruppe von 36 Soldaten. Vor und nach ihrem Einsatz im Rahmen der ISAF-Mission in Afghanistan wurde ihre Gehirnaktivität gemessen, und die Gehirne wurden gescannt. Zudem beantworteten sie Fragebögen über ihre Kriegserfahrungen.

Veränderungen

Die Werte wurden mit jenen einer gleichgroßen Kontrollgruppe verglichen, die in in den Niederlanden geblieben war. Bei Soldaten in Afghanistan "veränderten sich durch die Erfahrungen die neuronalen Schaltkreise im Gehirn, die die Wachsamkeit regeln und auch an der Emotionsregulation beteiligt sind", erklärt der Leiter der Studie, Guido von Wingen vom Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour der Radboud Universität. "Diese Veränderung blieb mindestens zwei Monate, nachdem die Soldaten wieder in der Heimat waren, bestehen."

Die Aktivitäten im Mandelkern und in der Inselrinde, den Angst- und Wachsamkeitszentren, würden demnach bei allen Soldaten in gefährlichen Einsätze zunehmen. Jedoch seien Veränderungen im Zentrum der Emotionsregulation in den Frontallappen des Gehirns stark davon abhängig, wie sie die bedrohlichen Geschehnisse während ihres Einsatzes erlebt haben.

Die in der Zeitschrift "Molecular Psychiatry" veröffentlichte Studie ist Teil eines langfristigen Projekts in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Militär und dem Rudolf Magnus Institute of Neuroscience in Utrecht. Derzeit arbeiten die Wissenschafter an einer Anschlussstudie, um zu erforschen, wie lange die Veränderungen in den Köpfen der Soldaten bestehen bleiben. (APA/dpa)