Wien - "Einsprachigkeit ist heilbar": So lautet der Slogan der Spracherhebung "Multilingual Cities", die der Wiener Stadtschulrat an 234 Wiener Volksschulen durchführen ließ und dabei unter anderem fragte, wie Sprachförderung in der Volksschule aussehen müsste, um jedem Kind die gleichen Chancen zu ermöglichen.

Die Sprachenvielfalt der Schulkinder in Wien ist groß. Fast 49 Prozent beherrschen eine zweite Sprache sehr gut oder haben eine andere Muttersprache als Deutsch. "Das darf nicht als Problem verstanden werden, wie es leider häufig der Fall ist", meint die Sprachwissenschafterin Katharina Brizic, die mit Claudia Lo Hufnagl und Martin Haidinger das Ergebnis präsentierte.

19.453 Kinder aus insgesamt 145 Ländern und mit 110 verschiedenen Muttersprachen nahmen an der Umfrage teil. 93 Prozent von ihnen sprechen in ihrer Familie Deutsch. Sprachenvielfalt werde immer wichtiger, da ein sogenannter Sprachwechsel rasant stattfinde. Dieser "language shift" entwickle sich zugunsten prestigereicherer Sprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch. Die Studienautoren plädieren dafür, Türkisch oder Serbisch stärker zu fördern. Dabei sei es wichtig, Vorurteilen entgegenzuwirken, wie etwa, dass Menschen türkischer Herkunft ungebildet seien. Ein Publikumsgast meinte nach der Präsentation, dass Integration mehr sei, als die Sprache eines Landes zu lernen. "Man muss aufgenommen und ohne Vorurteile behandelt werden. Sprache ist die Barriere, die am leichtesten zu überwinden ist."

Studienautorin Lo Hufnagl ergänzt: "Schule soll ein Motor der Gesellschaft sein. Viele Veränderungen können von dort ausgehen." (alp, DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2011)