Wien - Die Flüchtlingshelferin Ute Bock spricht von einer "unhaltbaren Situation". Am Mittwoch sprang ein Nigerianer aus einer Wohnung im zweiten Stock am Wiener Kabelwerk. Er brach sich einen Knöchel und knackste sich einen Rückenwirbel an.

Davor waren Fremdenpolizisten in die Wohnung eingedrungen, um den Mann und seinen Zimmerkollegen in die Schubhaft zu bringen. "Besagter Nigerianer ist gestern nicht zum ersten Mal gesprungen. Im Sommer 2008 konnte er sich nur auf diese Art vor dem Brand in einem Klagenfurter Flüchtlingsheim retten. Sein Zimmerkollege wurde damals verletzt", schilderte Bock am Mittwoch dem Standard.

20 Plätze im Frontex-Flieger

Beide Männer waren für einen Charter-Abschiebeflug vorgesehen, der in Kooperation mit der EU-Außengrenzenagentur Frontex Donnerstag frühmorgens rund zwanzig Westafrikaner in ihre Heimat zurückbringen soll. Der nach dem Sprung Verletzte sei von der Liste gestrichen worden, sagte eine Sprecherin der Wiener Polizei. Nicht jedoch sein Zimmerkollege, der laut Bock "immer noch an den Verletzungen aus Klagenfurt laboriert."

Mit in den Frontexflieger sollen auch zwei weitere junge Nigerianer mit Asylablehnung, die laut Karin Klaric vom "Freunde Schützen"-Haus "alle Voraussetzungen für einen humanitären Aufenthalt erfüllen". Einer sei seit elf, der andere seit zehn Jahren in Österreich, beide seien unbescholten, würden arbeiten. Die Asylablehnung habe der eine 2009, der andere 2010 erhalten: "Es ist bestürzend, dass für solche Härtefälle weiterhin keine humanen Lösungen existieren", meint Klaric.

Endgültig aufatmen kann hingegen die kosovarische Familie Komani. Auch der Mutter wurde dieser Tage ein humanitäres Aufenthaltsvisum erteilt. (Irene Brickner, DER STANDARD; Printausgabe, 20.1.2011)