Bild nicht mehr verfügbar.

Abgehärtete Bettwanzen haben eine andere DNA.

Foto: APA/dpa/Piotr Naskrecki/CDC/Harvard University

San Francisco - Vor ein, zwei Jahrzehnten galt die Bettwanze als nahezu ausgestorben. Seit ein paar Jahren allerdings kämpfen vor allem US-Großstädte mit einer Wanzenplage, deren Ende längst noch nicht absehbar ist. Und seit kurzem scheint sich die wenige Millimeter große Wanze, die sich ausschließlich von Blut ernährt, auch in Europa rapide auszubreiten.

Die Gründe für die lästige Epidemie, die Hotels und Wohnungsbesitzern bereits Abermillionen Euros gekostet (und Kammerjägern nicht ganz so viel eingebracht) hat, liegen einerseits in der zunehmenden Reisetätigkeit und dem wachsenden Fernhandel. Bettwanzen sind aber nicht nur passive Profiteure der Globalisierung. Sie dürften auch aktiv Resistenzen gegen die einschlägigen Insektengifte entwickelt haben.

Dieser Vermutung ging nun ein US-Forscherteam um Omprakash Mittapalli vom Ohio Agricultural Research and Development Center nach. Die Wissenschafter legen heute im online-Fachblatt "PLoS ONE" eine erste umfassendere Gen-Analyse der lästigen Blutsauger vor, über deren DNA man bisher erstaunlich wenig wusste.

Kannte man bis zur neuen Studie nicht einmal 2000 sogenannte "Expressed Sequence Tags" (EST) des Bettwanzen-Genoms (also DNA-Sequenzen aktiver Gene), so sind es dank Mittapalli und seinem Team jetzt 35.646 ESTs. Beim Vergleich von Labor-Bettwanzen, die in gewünschter Weise auf Gift reagierten, mit abgehärteten Artvertretern zeigten sich dabei einige Unterschiede, die zur Identifikation möglicher "Resistenz-Gene" (im Verdacht sind CYP9 und Delta-Epsilon) führen könnten.

Einmal mehr muss aber noch weitergeforscht werden - um erstens den Verdacht zu bestätigen. Und um zweitens neue Gifte zu entwickeln. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 1. 2011)