Jahrelang ausgebeutet, dann der Schritt vor die Polizei - doch die gewährte keinen Schutz

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Eine 27-jährige in Wien lebende Frau ist am Donnerstag um ein Uhr früh nach Nigeria abgeschoben worden, nachdem sie in Wien zur Prostitution gezwungen worden war. "Die Frau war an Bord des Fliegers", bestätigt Oberst Rudolf Gollia, Pressesprecher des Innenministeriums, auf Anfrage von derStandard.at einen Online-Bericht des Nachrichtenmagazins "News".

"Fatales Zeichen"

Die junge Frau war laut Verein Exit von Menschenhändlern aus Nigeria nach Wien gebracht und jahrelang in der Zwangsprostitution ausgebeutet worden. Schließlich rang sie sich, trotz massiver Drohungen von den Menschenhändlern, zu einer Aussage gegen die Ausbeuter durch. Trotzdem ist die Frau abgeschoben worden - laut Insidern ein fatales Zeichen: "Eine Abschiebung wie diese kommt den MenschenhändlerInnen durchwegs zugute, die Opfer aber kommen dabei zu Schaden", heißt es von Exit. Wegen ihrer Aussage sei die Frau in Nigeria von schweren Repressionen bedroht.

Ein Antrag auf humanitäres Bleiberecht sei gerade am Laufen, heißt es. Ein Asylantrag war laut Innenministerium in zweiter Instanz bereits vor zwei Jahren abgelehnt worden - die Betroffene lebte somit ohne finanzielle Unterstützung und ohne Krankenversicherung hier.

"Heftiger Polizeieinsatz"

Mittwochabend hatten Demonstranten vor dem Polizei-Anhaltezentrum (PAZ) an der Wiener Rossauer Lände gegen die geplante Abschiebung demonstriert. Laut "News" sei es dabei nach Aussagen von Teilnehmern zu einem "heftigen Polizeieinsatz" gekommen, bei dem die Beteiligten eingekesselt worden sein sollen. Die Polizei habe die unangemeldete Kundgebung aufgelöst, bestätigte sie gegenüber derStandard.at: Die Teilnehmer seien aufgefordert worden, die Fahrbahn zu verlassen. Festnahmen habe es keine gegeben, von mehreren Demonstranten wurden aber Name und Adresse aufgenommen. "Die Demonstranten verhielten sich friedlich und versuchten auch nicht, dem Polizeiwagen mit der Asylwerberin zu folgen", so eine Sprecherin der Polizei. (isa, mas, derStandard.at, 20.1.2011)