Wien - Empört hat die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) am Dienstag auf die Pläne der Regierungsparteien zur Regelung des Uni-Zugangs regiert. ÖH-Chefin Sigrid Maurer bezeichnete am Dienstag die geplante Studieneingangsphase als "zukunftspolitischen Griff ins Klo". Speziell stoßen sich die Studentenvertreter an der Beschränkung der möglichen Prüfungsantritte während der Studieneingangsphase. Diese werde damit zu einer "versteckten Knock-Out-Phase - die Prüfungen dafür genutzt, Studierende gezielt aus dem Studium zu boxen", so Thomas Wallerberger vom ÖH-Vorsitzteam.

Mit einer spontanen Protestaktion vor dem Bundeskanzleramt haben die Studentenvertreter ihrem Unmut Luft gemacht - mit dazu passenden roten Boxhandschuhen. Maurer sprach vor Journalisten von einer "Schikane gegen Studierende". Den Studenten sei versprochen worden, dass keine Knock-Out-Prüfungen eingeführt werden: Nun sei aber "genau eingetreten, was wir nicht wollten".

Die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft begrüßte hingegen den Vorschlag der neuen Studieneingangsphase. "Endlich hat die Regierung erkannt, dass die unzumutbare Überfüllung einiger Studienrichtungen nicht länger akzeptierbar ist", so die Studierendenvertreter.

Rektorenchef: Teillösung, aber richtiger Schritt

Als "Teillösung, aber richtigen Schritt in die richtige Richtung" bezeichnete der Chef der Universitätenkonferenz (uniko), Hans Sünkel, am Dienstag  die von den Regierungsparteien verabschiedeten neuen Uni-Zugangsregelungen. Der Rektorenchef erwartet eine Verbesserung der Planbarkeit für die Unis. Die geplante Studieneingangsphase ist für Sünkel eine "qualitative Zugangsbeschränkung", durch "dieses Knock-In können die Befähigten weiterstudieren". Was noch fehle, sei "die Brücke zwischen Angebot und Nachfrage".

Durch die geplante verpflichtende Anmeldung zum Studium verbessere sich die Planbarkeit für die jeweilige Universität. Vorteilhaft ist für Sünkel die vorgesehene Pflicht einer Studienberatung vor Studienbeginn. Durch die bessere Auseinandersetzung mit dem Studium werde vermutlich der Studienwechsel und damit auch der Dropout reduziert.

Die neue Studieneingangsphase ist für Sünkel mit dem Besuch von Lehrveranstaltungen und anschließenden Prüfungen eine "qualitative Zugangsbeschränkung - insofern, dass aufgrund dieses Knock-In, und ich vermeide ganz bewusst Knock-out, die Befähigten weiterstudieren können". Gleichzeitig betonte der Rektorenchef, dass dies aber keine quantitativen Zugangsbeschränkungen seien und es nach wie vor fehle, "eine Brücke zu bauen zwischen Angebot und Nachfrage, zwischen dem Zugang einerseits und den Kapazitäten der Unis andererseits".

Studieneingangsphase "noch ein Stückchen kürzer"

Dass es im ersten Semester einen nach wie vor ungeregelten Andrang geben wird, werde für die Unis administrierbar sein müssen. Die nun geplante Regelung sei "schon deutlich besser als die Situation bisher, wo wir mit wenigen Ausnahmen völlig offenen Zugang hatten und keine Möglichkeit der Planung und auch keine qualitative Einschränkung hatten". Sünkel machte aber kein Hehl daraus, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn die Studieneingangsphase "noch ein Stückchen kürzer" geworden wäre.

Bundeskanzler: "Zusätzliche Mittel effizienter Einsetzen"

Für Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat die ab 2014 geplante Studienplatzfinanzierung nicht das Ziel einer Restriktion. Es gehe darum, "zusätzliche Mittel effizient einzusetzen", erklärte er am Dienstag nach dem Ministerrat im Pressefoyer. Die Rektoren hätten April/Mai als Zeitpunkt für ein Modell zur Studienplatzfinanzierung genannt, und er gehe davon aus, dass dieser Termin eingehalten wird.

Bei der Studienplatzfinanzierung sei die Frage zu klären, ob man eine Limitierung einführe oder ein Anreizsystem, hieß es aus dem Kanzleramt. Grundsätzlich sei man an einer Hebung der Akademikerquote und einer Qualitätssteigerung der Forschung und Entwicklung interessiert.

Kritik von VSStÖ und JVP

Wenig Freude haben die Nachwuchsorganisationen von SPÖ und ÖVP mit den neuen Zugangsregeln für die Universitäten. Der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) bezeichnete den Vorschlag einer einsemestrigen Studieneingangsphase mit lediglich einmaliger Chance auf Prüfungswiederholung in einer Aussendung als "Wahnsinn". Die Junge ÖVP (JVP) kann zwar Studieneingangsphasen etwas abgewinnen, die nur einmalige Wiederholungsmöglichkeit setze aber die Studenten nur zusätzlich unter Druck, hieß es in einer Aussendung.

FPÖ befürchtet mehr Studienabbrecher

Der FPÖ-Wissenschaftssprecher und dritte Nationalratspräsident Martin Graf hat das Modell von Schmied und Karl ebenfalls kritisiert. Er befürchtet, dass dadurch, dass die Prüfungen in der Studieneingangsphase nur einmal wiederholt werden dürfen, die Studienabbrecherquote weiter steigen wird.

Das BZÖ plädierte unterdessen für "sinnvolle Zugangsbeschränkungen, um den drohenden Studententsunami aus Deutschland zu bremsen", anstatt die "Erstsemestrigen mit Knock-Out-Prüfungen k.o. zu schlagen". Nur eine Kombination aus Einschreib- und Studiengebühren samt sozial treffsicheren Beihilfen könne laut Wissenschaftssprecher Rainer Widmann in den Massenfächern die Zahl der Studenten reduzieren, hieß es in einer Aussendung.

Grünewald: "Studienwahl sicher nicht treffsicherer"

Kurt Grünewald von den Grünen kritisiert in einer Aussendung, dass sich die Studierenden schon Monate vor Beginn des Studiums bei den Universitäten voranmelden müssen. "Das ermöglicht zwar eine höhere Planbarkeit für die Universitäten, macht aber die Studienwahl sicher
nicht treffsicherer", so Grünewald. Er sprach sich ebenfalls gegen die Studieneingangsphase aus, da diese eine "versteckte Knock-Out-Phase" sei, welche die Akademikerquote weiter senke. (APA/red)