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Ex-Diktator "Baby Doc" Duvalier kehrt nach Haiti zurück.

Foto: REUTERS/St-Felix Evens

Mit 19 Jahren erbte er die Macht von seinem Vater, mit 34 wurde er gestürzt und floh ins Exil nach Frankreich. Dort brachte Jean-Claude Duvalier alias "Baby Doc" den gestohlenen Reichtum durch - seine Gegner sprechen von 100 Millionen US-Dollar, die er während seiner blutigen Herrschaft veruntreut haben soll.

Der untersetzte, schwammige Mann, aufgewachsen im goldenen Käfig des haitianischen Präsidentenpalastes, galt als Frauenheld und Partykönig. Für den Unterhalt seiner Villa an der Côte d'Azur blieb offenbar nicht genug Geld übrig - sie verfiel und musste verkauft werden. Durch die Scheidung von seiner Frau Michèle, der Mutter seiner beiden Kinder, verlor er 1993 einen Großteil seines Vermögens. Seine Schweizer Konten wurden eingefroren.

Umso größer wurde die Sehnsucht nach der Heimat: 2007 machte der Ex-Präsident mit einem "mea culpa" in den Medien auf sich aufmerksam und äußerte den Wunsch, nach Port-au-Prince zurückzukehren.

Seither bastelte eine Gruppe nostalgischer Ex-Mitarbeiter in Haiti an der "Operation Rückkehr". Immer wieder brachten sie seinen Namen ins Gespräch und beschworen angesichts von Umstürzen, Instabilität und wiederkehrenden Naturkatastrophen die "Ordnung und Sicherheit", die unter den Duvaliers geherrscht habe. Sie bezahlten Arbeitslose, damit diese Graffiti mit Lobeshymnen auf Baby Doc an die Mauern sprühten. Inmitten der schwersten humanitären und politischen Krise der letzten Jahre machte der 59-Jährige seine Ankündigung nun wahr: Am Sonntagabend kehrte er mit seiner zweiten Frau Véronique von Paris nach Port-au-Prince zurück.

Gegen ihn ist ein Prozess anhängig, wegen Veruntreuung und Menschenrechtsverletzungen. Ob die Gerichtsakten das Beben vor einem Jahr überstanden haben, ist jedoch unbekannt. Ähnlich wie sein 1971 verstorbener Vater, François "Papa Doc" Duvalier, regierte der viel weniger charismatische Baby Doc mit brutalen Terrormethoden, unterstützt von Voodoo-Praktiken und Hasstiraden gegen die meist aus Mestizen bestehende Mittel- und Oberschicht. Schlägertrupps, die Miliz "Tontons Macoutes", hielten Regimegegner in Schach.

Auf rund 30.000 Tote schätzen Menschenrechtsgruppen die Opferbilanz der Duvalier-Familie. Der Exodus der gebildeten Haitianer, unter dem das Land bis heute leidet, hat unter den Duvaliers seinen Anfang genommen. (Sandra Weiss, STANDARD-Printausgabe, 18.01.2011)