Der steirische Wirtschaftskammerpräsident und Autohändler Ulfried Hainzl freut sich über sein neues Dienstauto der Luxusmarke Lexus - das er in seinem eigenen Autohaus erstand.

Foto: Fischer, Hartmann

Er habe den Wagen ohnehin "weit unter dem Listenpreis" an die Kammer verkauft.

Graz/Wien – Präsident Ulfried Hainzl fühlt sich schlecht behandelt. Nur, weil er sich einen Dienstwagen um 80.000 Euro zugelegt hat, müsse er sich jetzt Kritik anhören. Dabei: Er habe der Wirtschaftskammer sogar geholfen zu sparen. Der Wagen hätte ursprünglich gut 130.000 Euro gekostet. Hainzl: "Das Thema Auto ist halt sehr emotionell, ich weiß."

Der steirische Kammerpräsident kennt sich in Sachen Limousinen aus. Immerhin ist er Autohändler und besitzt in Graz mit seiner Gattin das Autohaus Winter. Und weil es für ihn naheliegend schien, hat er eben den 80.000 Euro teuren Lexus bei sich selbst eingekauft, wie das Grazer Stadtblatt G7 am Wochenende gemeldet hatte. "Ja, stimmt", sagt Hainzl, "ich habe den Lexus in meiner Firma gekauft, weil ich endlich mit einem Auto meiner Automarke, die ich repräsentiere, fahren wollte." Seine Markenhändlerkollegen hätten schon Druck auf ihn ausgeübt, weil er als Präsident ein anderes Auto gefahren sei als einen Lexus.

Also habe er jenen Ausstellungswagen mit 500 Kilometer in den Rädern, der schon zwei Jahre bei ihm in der Auslage steht, "weit unter dem Listenpreis" erstanden. Für die Kammer. Mit Kammergeldern. Aber, und darauf möchte der Kammerpräsident im Gespräch mit dem Standard besonderen Wert legen: "Meine Firma hat dabei keinen Cent verdient." Deshalb habe auch das Kammerpräsidium einstimmig dem Kauf zugestimmt. Aber auch, weil es ein umwelttechnologisch hochstehendes Auto sei, ein Hybrid, "erstklassig", sagt Hainzl.

Politiker geben es billiger

Dass die 80.000 Euro zumindest nicht ungelegen daherkommen, dokumentiert der im Ende Juli 2010 abgelieferte Jahresabschluss für 2009. Nach 475. 000 Euro standen da nur noch 26.700 Euro Bilanzgewinn. Was Hainzl quasi als Schnäppchen auspreist, wäre in der Landespolitik womöglich ein glatter Rücktrittsgrund: Die Landesräte dürfen sich Dienstfahrzeuge von maximal 50.000 Euro anschaffen. Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) fährt einen BMW um 49.800 Euro.

In der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) zeigt man durchaus Verständnis für die Lexus-Vorliebe des steirischen Präsidenten. Immerhin habe das gesamte Präsidium dem Ankauf zugestimmt. Hätte Hainzl "es hintenherum gemacht", schaue die Sache anders aus. WKO-Präsident Christoph Leitl ist in der ähnlichen Preisliga wie Hainzl unterwegs. Leitl fährt einen Audi A8 Turbodiesel Quattro. Anschaffungspreis vor zwei Jahren: 90.000 Euro. "Aber", relativiert Kammersprecher Rupert Haberson, "der Präsident ist täglich vier Stunden von Linz nach Wien unterwegs".

Nach der STANDARD-Anfrage in der WKO ist in die steirische Kammer Bewegung gekommen: Man habe die öffentliche Diskussion unterschätzt. Daher würden jetzt andere Autohäuser eingeladen, Angebote zu legen. Auf demselben Niveau. Sollte ein günstigerer Preis dabei sein, könnte der Kauf eventuell rückabgewickelt werden, heißt es im Präsidium. (Walter Müller, DER STANDARD-Printausgabe, 18.1.2011)