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Die sieben Wehrsystem-Modelle von Minister Darabos

Grafik: APA

Wien - Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) stellte am Montag seine sieben Szenarien zur Zukunft des Bundesheers vor. Schon am Wochenende hat er sich für ein Mischsystem aus Berufsheer und Freiwilligenmiliz nach schwedischem Vorbild ausgesprochen. Der Minister tritt für die Aussetzung der Wehrpflicht und eine Umstellung des Militärs auf eine Mischform aus Berufs- und Freiwilligenheer ein. Kosten soll das ganze gleich viel wie jetzt und auch am Leistungsumfang soll sich nichts ändern.

Auch die Mobilmachungsstärke soll, wie im derzeitigen System, etwa 55.000 Mann betragen. Allerdings würde sich die Zusammensetzung aus Berufs- und Milizsoldaten sowie Zivilbediensteten zahlenmäßig verschieben. Das neue Heer hätte 7.000 statt 9.000 Zivilbedienstete und 9.500 statt 13.000 Berufssoldaten. Im Gegenzug soll es aber 5.500 Zeitsoldaten anstatt 1.800 geben. In der Praxis bedeutet das, dass von den bestehenden Bediensteten etwa 5.500 abgebaut bzw. durch neue ersetzt werden müssten. Insgesamt wird die Zeit der Vollzeitbeschäftigtenäquivalente um 2.200 weniger.

Die sieben Varianten, die Darabos vorstellte, sind: Das bisherige System einer Wehrpflichtigenarmee, ein Berufsheer, ein Freiwilligenheer, ein Heer mit Konzentration auf Auslandseinsätze, ein Heer mit Schwerpunkt auf Inlandseinsätze (also Katastrophenschutz), ein Mischmodell aus Freiwilligenheer und freiwilligem Grundwehrdienst und ein Freiwilligenheer mit "starker Berufskomponente". 

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Hier die sieben Modelle im Überblick, entnommen der Pressekonferenz und einer Aussendung des Ministeriums. Darabos favorisiert Modell 3.

Modell 1: Wehrpflichtigenarmee (aktuelles System)

Bisher wurden im Bundesheer 24.000 Grundwehrdiener ausgebildet. Zudem waren ein "starke Kern" von Berufssoldaten und Zivilbediensteten sowie eine relativ kleine Anzahl an Zeitsoldaten tätig. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung werden knapp über 1.000 Soldaten bereitgestellt. Die Grundwehrdiener werden zur Vorbereitung der militärischen Landesverteidigung ausgebildet, knapp über 50 Prozent davon werden als Funktionssoldaten verwendet.

Personelle Zusammensetzung: ca. 13.000 Berufssoldaten, ca. 9.000 Zivilbedienstete und etwa 1.800 Zeitsoldaten und bis zu 24.000 Grundwehrdiener.

Kosten: 2,18 Mrd Euro pro Jahr

Modell 2: Berufsheer

Bei dem von Darabos präsentiertem Modell 2 arbeiten eine hohe Anzahl an Berufssoldaten und Zeitsoldaten sowie Zivilbediensteten, es gibt keine Milizsoldaten. Mit diesem Modell könnten alle vorstellbaren Einsätze im In- und im Ausland deutlich erfüllt werden. Da das Modell aber sehr teuer ist, ist dessen Umsetzung laut Darabos nicht leistbar.

Personelle Zusammensetzung: Gänzlich stehende Truppe aus lauter Berufssoldaten - ca. 46.000 - und Zivilbediensteten ca. 9.000.

Kosten: 3,27 Mrd Euro pro Jahr

Modell 3: Freiwilligenheer

Modell 3 stellt eine Mischform aus Berufs- und Zeitsoldaten, Zivilbediensteten und von Soldaten der Freiwilligenmiliz. Die Größe orientiert sich an einer Aufgabenerfüllung, die sich nach der Eintrittswahrscheinlichkeit der Einsätze und nach der Ressourcenlage ableitet. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung werden knapp über 1.000 Soldaten bereitgestellt.

Personelle Zusammensetzung: ca. 9.500 Berufssoldaten, etwa 5.500 Zeitsoldaten ca. 7.000 Zivilbediensteten, und etwa 10.000 Freiwilligenmiliz (Profi-Miliz) und 23.000 beorderte und nicht mehr übende Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio.

Kosten rund 2,18 Mrd Euro pro Jahr.

Modell 4: Auslandseinsatzmodell

Bei Modell 4 würde sich das Bundesheer nur auf Auslandseinsätze konzentrieren. Auf eine Befähigung für Einsätze zur Hilfe bei Katastrophen wird verzichtet. Es besteht daher aus relativ vielen Berufs- und Zeitsoldaten sowie deutlich weniger Zivilbediensteten mit deutlicher Ausrichtung auf internationale Aufgaben. Mit diesem Modell könnten alle derzeit vorstellbaren Einsätze im Ausland erfüllt werden. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung werden ca. 1.200 Soldaten permanent bereitgestellt. Assistenzeinsätze zur sicherheitspolizeilichen Assistenz sind im Rahmen der Verfügbarkeit möglich, Einsätze bei größeren Katastrophen sind nicht sichergestellt. Das Österreichische Bundesheer könnte damit seiner bisherigen Inlandseinsatzaufgabe allerdings nicht nachkommen.

Personelle Zusammensetzung: ca. 9.500 Berufssoldaten, etwa 5.500 Zeitsoldaten, ca. 7.000 Zivilbediensteten, etwa 10.000 Freiwilligenmiliz (Profi-Miliz) und 23.000 beorderte und nicht mehr übende Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio.

Kosten: 2,24 Mrd Euro pro Jahr

Modell 5: Inlandseinsatzmodell

Modell 5 wiederum setzt seinen Schwerpunkt auf Inlandseinsätze, also auf den Katastrophenschutz, die Auslandseinsatzbeteiligung findet nur auf freiwilliger Basis statt. Es ist das personell kleinste Modell. Das Österreichische Bundesheer könnte damit seiner bisherigen Auslandseinsatzaufgabenerfüllung nicht nachkommen. Mit diesem Modell könnten die Einsätze im Inland mit Ausnahme größerer Katastrophen erfüllt werden.

Personelle Zusammensetzung: ca. 7.000 Berufssoldaten, etwa 2.000 Zeitsoldaten, ca. 9.000 Zivilbediensteten, etwa 10.000 Freiwilligenmiliz (Profi-Miliz) und 23.000 beorderte und nicht mehr übende Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio.

Kosten: 1,97 Mrd Euro pro Jahr

Modell 6: Mischmodell Freiwilligenheer und freiwilliger Grundwehrdienst

Das Modell 6 sieht einen freiwilligen Grundwehrdienst in der Größenordnung von ca. 10.000 Soldaten vor. Aus dieser Gruppe sollte eine leichtere Rekrutierbarkeit für Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten möglich sein. Ab dem 3. Ausbildungsmonat können diese Grundwehrdiener auch für Einsätze bei Katastrophen und für einfache Aufgaben zur sicherheitspolizeilichen Assistenz verwendet werden. Der Ausbildungsaufwand würde reduziert werden. Mit dem Modell würden Assistenzeinsätze zur Katastrophenhilfe und zur sicherheitspolizeilichen Assistenz sichergestellt. Für Auslandseinsätze zum internationalen Krisenmanagement und zur Friedenssicherung könnten knapp über 1.000 Soldaten permanent bereitgestellt werden.

Personelle Zusammensetzung: ca. 11.000 Berufssoldaten, etwa 4.500 Zeitsoldaten, ca. 7.000 Zivilbediensteten, und den etwa 10.000 GWD. Zudem Freiwilligenmiliz und beorderte Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio.

Kosten: 2,33 Mrd Euro pro Jahr

Modell 7: Freiwilligenheer mit starker Berufskomponente

Modell 7 ist bei der personellen Zusammensetzung Modell 3 ähnlich, verfügt über mehr Berufssoldaten und weniger Zeitsoldaten. Die Größe orientiert sich an einer Aufgabenerfüllung, die sich nach der Eintrittswahrscheinlichkeit der Einsätze und nach der Ressourcenlage ableitet. Mit diesem Modell könnten alle derzeit vorstellbaren Einsätze im In- und im Ausland erfüllt werden.

Personelle Zusammensetzung: ca. 11.000 Berufssoldaten, etwa 4.500 Zeitsoldaten, ca. 7.000 Zivilbediensteten, und etwa 10.000 Freiwilligenmiliz. Zudem beorderte Miliz für reine Worst Case Fälle als ultima ratio.

Kosten: 2,23 Mrd Euro pro Jahr (red, APA, derStandard.at, 17.1.2011)