Sydney - Die Jahrhundertflut in Australien, die tausende Häuser und Unternehmen zerstört hat, ist vermutlich die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes. Eine genaue Kostenschätzung sei noch nicht möglich, sagte Finanzminister Wayne Swan am Montag dem staatlichen Rundfunksender ABC. Für den Wiederaufbau seien aber vermutlich "Milliarden Dollar" an Geldern der Commonwealth-Staatengemeinschaft, der australischen Regierung und der örtlichen Regierungen erforderlich. Der Wiederaufbau werde Jahre dauern, sagte Swan.

Schon bevor die Flutwelle in der vergangenen Woche in Brisbane 30.000 Gebäude mit einer braunen Schlammschicht überzog, wurden die entstandenen Schäden auf fünf Milliarden Australische Dollar (3,75 Milliarden Euro) geschätzt.

Warten auf den Scheitelpunkt

In einigen Gemeinden im Norden des Staates Victoria standen am Montag bereits Straßen unter Wasser. Gespannt warten die Menschen auf den Scheitelpunkt der Flutwelle, die sich auf den Flüssen Murray und Darling Richtung Küste bewegt. Das Murray-Darling-Becken zieht sich von Queensland durch die Staaten New South Wales und Victoria bis zur Mündung der Flüsse bei Adelaide im Staat South Australia.

Am schlimmsten wird es voraussichtlich die 300 Kilometer nordwestlich von Melbourne gelegene Stadt Horsham treffen. Horsham, mit 14.000 Einwohnern zwischen Melbourne und Adelaide, verhängte am Montag Flutalarm. Der Fluss Wimmera drohte über die Ufer zu treten. Die Behörden stellten sich auf Hochwasser so schlimm wie seit 100 Jahren nicht mehr ein. 111 Häuser waren in unmittelbarer Gefahr. Am Dienstag wird mit dem Eintreffen der Scheitelwelle des Hochwassers des Flusses gerechnet, sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzes. Bis zu 500 Grundstücke könnten demnach in der Gemeinde betroffen sein. "Der Fluss geht praktisch mitten durch das Stadtzentrum", sagte Bürgermeister Michael Ryan im Radio. "Alle Zuflüsse sind voll, alle Abflüsse sind voll, das Wasser kann nirgends hin." Feuerwehr und Freiwillige hätten 45.000 Sandsäcke verteilt, um Häuser und Geschäfts zu schützen. In der Region wurden bereits mehr als 40 Dörfer von den Wassermassen überflutet.

Zwei weitere Tote

Unterdessen wurden in Queensland zwei weitere Todesopfer des Hochwassers geborgen, wie Anna Bligh, die Ministerpräsidentin des Staats, am Montag mitteilte. Damit sei die Zahl der in den Fluten ums Leben Gekommenen auf 30 gestiegen. Zwölf galten nach der Springflut vor einer Woche noch als vermisst.

Tausende Häuser überflutet

Schwere Regenfälle haben seit Anfang des Jahres zunächst vor allem den Bundesstaat Queensland weiter im Norden überflutet. Eine Fläche so groß wie Frankreich und Deutschland zusammen stand dort unter Wasser. In der Millionenstadt Brisbane wurden tausende Häuser überflutet. Straßen und Eisenbahnlinien, Getreideernten und die Schächte der Kohleindustrie wurden zerstört. In Queensland geht das Wasser seit Ende vergangener Woche langsam zurück. Im Bundesstaat Victoria füllten die Menschen am Montag Sandsäcke, um ihre Häuser vor der stärksten Flut seit 200 Jahren zu schützen. (APA)