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Eine Frau mit Baby in einer der Notunterkünfte in Teresópolis.

Foto: EPA/Antonio Lacerda

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In Teresópolis suchten am Freitag 800 Kräfte des Zivilschutzes und der Feuerwehr nach Verschütteten.

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Brasilien erlebt die schlimmste Naturkatastrophe seiner Geschichte.

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Rio de Janeiro - Tausende Obdachlose, mehr als 500 Tote - in Brasilien ist von der schlimmsten Naturkatastrophe des Landes die Rede. Und die Rettungskräfte zogen am Freitag im Hinterland der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro noch mehr Tote aus den Schlammmassen, die ganze Stadtviertel unter sich begruben.

Am schwersten betroffen war die Stadt Nova Friburgo, wo der Zivilschutz 225 Tote zählte. In Teresópolis, rund 100 Kilometer von Rio entfernt, starben 223 Menschen. Aus der historischen Stadt Petrópolis meldete die Stadtverwaltung 39 Tote, in dem Ort Sumidouro kamen 19 Menschen um.

Schlammfluten rissen Autos und Lkws mit. Tausende Menschen mussten in Notunterkünften übernachten. Während die Rettungskräfte nach Überlebenden suchten, entbrannte bereits eine Debatte darüber, wie die Regenfälle derart verheerende Folgen nach sich ziehen konnten.

Experten machten das unkontrollierte Wachstum der Städte im Bergland des Bundesstaates Rio de Janeiro für das Ausmaß der Katastrophe mitverantwortlich.

Präsidentin verspricht rasche Hilfe

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sagte: "Die Vorbeugung ist nicht nur eine Frage des Zivilschutzes, sie ist eine Frage der Kanalisation, der Entwässerung und der Wohnungspolitik der Regierung." Das Leben in Risikozonen sei in Brasilien die Regel, nicht die Ausnahme, fügte sie hinzu und sicherte den betroffenen Städten schnelle Hilfe zu.

Anhaltende Regenfälle erschwerten die Bergungsarbeiten. In Nova Friburgo musste die Suche nach Überlebenden wegen der Gefahr neuer Erdrutsche zeitweise unterbrochen werden. Das Rote Kreuz sprach von chaotischen Zuständen. Und die Meteorologen sagten weitere Regenfälle voraus.

Suche nach Vermissten geht weiter

In Teresópolis suchten am Freitag 800 Kräfte des Zivilschutzes und der Feuerwehr nach Verschütteten. Der Umweltminister des Staates Rio de Janeiro, Carlos Minc, sprach von der schlimmsten Katastrophe in der Geschichte der Stadt. "Die Häuser der Reichen, die Häuser der Armen - alles wurde zerstört", erzählte eine Frau, wie die Onlineausgabe der Zeitung O Globo berichtete. "Es sieht aus wie in einem Kriegsgebiet", sagte ein Mann, der in einer Sporthalle Schutz fand.

Heftige Regenfälle führten in der Geschichte Südamerikas immer wieder zu verheerenden Erdrutschen. Besonders schlimme Folgen hatten Schlammlawinen und Überschwemmungen im Dezember 1999 in Venezuela: Damals starben über 20.000 Menschen. (dpa, Reuters, spri, DER STANDARD-Printausgabe, 15.1.2011)