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Jung und alt haben auch beim Investieren nicht die gleichen Ansprüche.

Foto: AP/Wong Maye-E

Geht es nach den jüngsten Trends, ist eine Form der Vorsorge auf dem Vormarsch: das Lebenszyklus- oder Lebensphasenmodell. Die Grundidee des Ansatzes ist einfach. Es ist für die Veranlagung nicht egal, ob ein junger Mensch oder ein Pensionist vorsorgt. Denn je nach Alter haben Menschen unterschiedliche Risikoprofile.

Junge können Schwankungen verkraften

Gerald Moritz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Towers Watson: "Lebenszyklusmodelle sind sehr vernünftig. Denn warum sollte ein 25-jähriger genau gleich investieren wie ein 65-jähriger?" Ein junger Mensch sei viel eher bereit, Risiko zu tragen und kann Schwankungen an den Aktienmärkten verkraften. Ein älterer Mensch oder gar ein Pensionist ist kaum gewillt hohe Schwankungen seiner betrieblichen Pensions zu akzeptieren. Lebensphasenmodelle berücksichtigen das. Daher fangen die Pensionskassenkunden in einem dynamischen Modell an (mit höherer Aktienquote) und beenden ihre Einzahlungen in einem konservativen Modell, mit kurzfristigen Anleihen und Geldmarktprodukten.

Noch ist es schwer die Bedeutung der Lebenszyklusmodelle in Österreich abzuschätzen. Denn die Datenlage für eine genaue Abschätzung in Österreich sei zu schlecht, so Berater Moritz. Derzeit seien es gerade multinationale Konzerne mit Niederlassungen in Wien, die Lebenszyklusmodelle umsetzen. „Töchterunternehmen von multinationalen Unternehmen sind sehr erpicht auf solche Modelle", so Moritz. Denn im angelsächsischen Raum sind Vorsorgemodelle, die sich an das Lebensalter anpassen, üblich.

Auf die Pension abgestimmtes Portfolio

Das ist auch in der Investmentfondsindustrie zu beobachten. In den USA sind "Target Maturity"-Fonds populär. Dort sind bereits deutlich über 250 Milliarden Dollar in diesen Produkten investiert, so das Investment Company Institute. Bei diesen Konstruktionen muss der Sparer nur angeben, wann er denn in Pension gehen möchte. Der Fondsmanager konstruiert das Portfolio dann auf dieses Datum hin. Je näher es kommt, desto weniger riskante Wertpapiere sind in dem Fonds. In Österreich etwa sind 28 solche Fonds zugelassen, sie verwalten insgesamt ein Volumen von knapp zwei Milliarden Euro, wie Daten von Lipper zeigen. Die Ziellaufzeit reicht dabei von 2012 bis 2040.

Laut Otto Lauer von der Pensionskasse vbv steigt die Bedeutung dieser Modelle aber auch in Österreich stark: "Der Trend ist eindeutig. Das Gewicht verschiebt sich ganz dorthin." vbv ist mit einem veranlagten Vermögen von über vier Milliarden Euro die in Österreich größte Pensionskasse. Insgesamt gilt: gerade die neuen Verträge basieren zu einem Gutteil auf Lebensphasenmodellen. Damit könnte der Anteil der Lebenszyklus-Produkte deutlich steigen. Denn die betriebliche Vorsorge wächst in Österreich mit derzeit knapp sieben Prozent stark. Laut einer jüngsten Studie der Allianz wird sich das Volumen in Österreich bis 2020 auf 171 Milliarden Euro fast verdoppeln.

Die Bedeutung der Gesetzesnovelle

Doch wichtig für die einfache Umsetzung von Lebenszyklusmodellen ist auch die Novellierung des Pensionskassengesetzes. Denn die Novelle, die seit 2009 auf sich warten lässt, sieht vor, dass es bessere Möglichkeiten zur Individualisierung gibt. Denn es sollen mehrere Veranlagungsstrategien je Veranlagungs- und Risikogemeinschaft (VRG) geschaffen werden. Mehr Risiko für junge, mehr Sicherheit für ältere Kunden der Pensionskasse. „Die wichtige Frage ist: Wie begrenze ich die Schwankungen für Pensionisten", so Berater Moritz.

Der Auslöser für die aktuelle Reform der Pensionskassen war der Absturz am Kapitalmarkt 2008, als die Pensionskürzungen je nach Vertrag bis zu 45 Prozent ausmachten. Die neue Novelle sollte diese großen Schwankungen aus dem betrieblichen Altersvorsorge-System nehmen. Sie gibt aber auch Anstoß für eine Verbreitung der Lebensphasenmodelle. (Lukas Sustala, derStandard.at, 16.1.2011)