Frage: Wer soll das Freiwillige Sozialjahr absolvieren?

Antwort: Männer wie Frauen sollen die Möglichkeit dazu bekommen. Laut Sozialministerium ist noch nicht festgelegt, ob es eine Altersgrenze geben wird. Für die Sozialdemokraten ist es aber durchaus vorstellbar, dass ältere Menschen, die sich umorientieren wollen, hier einsteigen können.

Frage: Dient das Jahr als Alternative für Arbeitslose?

Antwort: Das entscheidet letztlich eine mögliche Altersgrenze. Eine Verpflichtung für Langzeitarbeitslose soll es jedenfalls nicht geben, das Jahr soll freiwillig bleiben.

Frage: Wie viele Freiwillige braucht es, um das Sozialsystem aufrechtzuerhalten?

Antwort: Laut Berechnungen durch das Sozialministerium wären mindestens 6400 Menschen unbedingt nötig, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Man rechne mit maximal 9400 Freiwilligen. Im Jahr 2010 (Stichtag 30. Dezember) gab es 12.981 Zivis. Trägerorganisationen sind skeptisch.

Frage: Weniger Zivildiener - weniger Arbeitsbereiche: Welche Jobs würden wegfallen?

Antwort: Sozialminister Rudolf Hundstorfer will, dass das freiwillige Jahr auf die Kernbereiche Soziales und Gesundheit beschränkt wird. Schon jetzt sind rund 90 Prozent der Zivildiener in diesen Themenfeld tätig. Wegfallen würden dann Zivi-Jobs wie Lotsendienste, Verwaltungstätigkeiten und Ähnliches.

Frage: Ist es realistisch, dass sich mehr als 6000 Freiwillige melden?

Antwort: Die SPÖ glaubt, dass die Motivation durch eine Bezahlung relativ hoch ist. Skeptisch sind hingegen die Trägerorganisationen. Das Rote Kreuz hat durchgerechnet, dass in Deutschland trotz hoher Anreize nur rund 40.000 Menschen jährlich einen Sozialdienst leisten. Umgerechnet auf Österreich wären das etwa 4000 Helfer - was viel zu wenig wäre.

Frage: Was soll ein Freiwilliger verdienen?

Antwort: Laut dem Sozialministerium soll es einen kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1300 Euro brutto monatlich geben - inklusive Sonderzahlungen und Sozialversicherung. Die Kosten werden wie bisher zwischen Bund und Trägerorganisation aufgeteilt.

Frage: Wie viel würde das neue Modell dann kosten?

Antwort: Die Kosten für das Freiwillige Sozialjahr sollen jene des aktuellen Zivildienstes laut Sozialministerium nicht übersteigen. Kostet ein Zivildiener künftig etwa 1300 Euro monatlich, käme das im Jahr auf 200 Millionen Euro für den Staat - im Gegensatz zu den derzeitigen 140 Millionen. Die SPÖ geht jedoch davon aus, dass die neuen Zivildienstleistenden um ein Viertel produktiver wären: Das würde die benötigte Zahl verringern und damit ebenfalls 140 Millionen kosten.

Frage: Wie funktioniert derzeit das freiwillige soziale Jahr?

Antwort: Derzeit wird das soziale Jahr schlecht "entlohnt" . Es gibt eine Art Taschengeld von bis zu 280 Euro plus 150 Euro Ersatz der Familienbeihilfe für jene, denen diese zusteht. Und es gibt anteiliges Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Sozialversicherung. 2009/2010 gab es 374 Teilnehmer.

Frage: Wann könnte das neue Modell in Kraft treten?

Antwort: Das hängt natürlich einmal von den Gesprächen mit dem Koalitionspartner ÖVP ab. Eine mögliche Umstellung auf ein Freiwilligenheer könne es frühestens 2012 geben, heißt es in der SPÖ. Parteichef Werner Faymann zeigt sich gegenüber einer Volksbefragung offen, für seinen Parteikollegen, Verteidigungsminister Norbert Darabos, ist sie notwendig.

Frage: Was sagt die ÖVP?

Antwort: Die VP hält an der Wehrpflicht fest. Der Zivildienst als Ersatzdienst würde damit bleiben. (Saskia Jungnikl, Peter Mayr, DER STANDARD-Printausgabe, 14.1.2011)