Wien - Rotkreuz-Generalsekretär Wolfgang Kopetzky ist "skeptisch" gegenüber dem von der SPÖ vorgeschlagenen Freiwilligen Sozialen Jahr als Ersatz für den Zivildienst. Er bezweifelt, dass damit die nötigen Beschäftigten für die Rettungs-, Sozial- und Gesundheitsdienste gewonnen werden können - und will deshalb auch über einen verpflichtenden Sozialdienst diskutieren. Die Volkshilfe und die Lebenshilfe begrüßten hingegen den Vorschlag von Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

Rund 13.000 Zivildiener - so viele werden jährlich zugewiesen - müssten durch ein Sozialjahr ersetzt werden, meinte Kopetzky. Dafür wäre ein "überaus attraktives" Angebot nötig. In Deutschland leisteten trotz hoher Anreize nur rund 40.000 Menschen jährlich einen Sozialdienst, was auf Österreich umgerechnet rund 4.000 Helfer bedeute - was viel zu wenig wäre. Dann müssten die Trägerorganisationen das fehlende Personal durch "Hauptberufliche" ersetzen. Mehrkosten dafür müsste im Fall der Fälle der Bund übernehmen, forderte Kopetzky vorbeugend.

Sofort will er - wie die anderen Organisationen auch - einen Runden Tisch, wo mit den Trägerorganisationen gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Kopetzky will dort auch "offen über einen verpflichtenden Sozialdienst" diskutieren. Der wäre zwar juristisch umstritten und auch nicht die einzige Lösung, aber man sollte doch zumindest darüber reden, meinte Kopetzky.

Johanniter: Kein adäquater Ersatz

Auch aus Sicht der Johanniter-Unfall-Hilfe wäre das Freiwillige Soziale Jahr kein adäquater Ersatz für den Zivildienst. Bundesgeschäftsführer Robert Brandstetter verwies in einer Aussendung auch auf das Problem der Ehrenamtlichen: Der Großteil von ihnen komme, vor allem in den Städten, aus den Reihen der ehemaligen Zivildiener, auch hier sei ein dramatischer Einbruch zu befürchten.

Der Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger hält ein "attraktives" Soziales Jahr hingegen durchaus für einen geeigneten Ersatz für den Zivildienst. Die Rahmenbedingungen müssten aber stimmen - es brauche einen vollen Versicherungsschutz und einen Kostenersatz, der sich an den Mindestgehältern im Gesundheitsbereich orientiert. Fenninger nannte in einer Aussendung das Sozialjahr in Deutschland übrigens eine "Erfolgsgeschichte".

Lebenshilfe begrüßt Vorschlag

Die im Behindertenbereich tätige Lebenshilfe Österreich begrüßte zwar Hundstorfers Vorschlag. Aber Bundesgeschäftsführer Albert Brandstätter hat "gemischte Gefühle" - und forderte ebenfalls eine angemessen Bezahlung und Anreize wie z.B. die Anrechung von Vordienstzeiten im öffentlichen Dienst: "Der Dienst am Gemeinwohl muss sich für die jungen Freiwilligen rechnen, sowohl finanziell als auch beim Einstieg in die Arbeitswelt", stellte er fest.

Und die Bundesjugendvertretung deponierte in einer Aussendung vorbeugend: "Ein abgesichertes Sozialsystem muss dem Staat etwas wert sein. Es kann nicht sein, dass junge Menschen als billige Arbeitskräfte missbraucht werden." (APA)