Bisher verlief das Tauwetter in Österreich moderat und ging im Unterschied zu großen Teilen Deutschlands mit relativ trockenen Verhältnissen einher. Dies ändert sich jedoch ab Donnerstag, teilt der Wetterdienst UBIMET mit. Ein umfangreicher Tiefdruckkomplex über dem Nordatlantik steuert aus West bis Südwest sehr milde Luft subtropischen Ursprungs zu den Alpen. Diese Luftmasse hat einen weiten Weg über den Atlantik hinter sich gebracht und dabei viel Feuchtigkeit aufgenommen, die sich am Donnerstag und Freitag vor allem entlang der Alpennordseite entlädt. Zusammen mit einer deutlichen Milderung und der damit einher gehenden Schneeschmelze steigt die Hochwassergefahr nun auch in Teilen Österreichs.

Unwetterzentrale warnt vor starkem Regen

Bereits am Mittwochabend setzt in Vorarlberg Regen ein, dabei steigt die Schneefallgrenze rasch bis auf etwa 1500 Meter an. In der Nacht auf Donnerstag schiebt sich die Regenfront weiter nach Osten und erfasst den gesamten Westen und Nordwesten Österreichs. Bis Donnerstagmittag regnet es im gesamten Bundesgebiet bis auf wenige Ausnahmen im äußersten Süden, wo es weitgehend trocken bleiben wird.

Besonders verstärken wird sich der Regen am Donnerstag im Bregenzerwald, im Mühl- und Innviertel sowie in den Nordalpen vom Loferer Land bis zur Eisenwurzen. "Der Regen zieht sich bis in den Freitag, so dass wir innerhalb von rund 36 Stunden verbreitet mit einer Summe von 50 bis 80 Liter pro Quadratmeter rechnen müssen," warnt Thomas Knabl von der Österreichischen Unwetterzentrale. In der Kernzone des kräftigsten Regens etwa im Salzkammergut kann es örtlich sogar noch mehr sein. Erst am Freitagnachmittag wird es von Westen her überall trocken.

Regen bringt Schneeschmelze

Solche Regenmengen würden im Sommer auf trockenen Böden außer kleinräumigen Überflutungen kaum etwas ausrichten. Ganz anders jetzt im Winter: "Vielerorts liegt noch Schnee, darunter sind die Böden entweder gefroren oder von Feuchte gesättigt, so dass der gesamte Regen mitsamt dem geschmolzenen Schnee sofort in den Abfluss gelangt", erklärt die UBIMET-Meteorologin Fabienne Muriset. Die größte Gefahr herrscht in Mittelgebirgslagen der Nordalpen, wo in den vergangenen Tagen der Föhn die Schneedecke bereits angetaut und verfestigt hat. Zwar steigt die Schneefallgrenze im Laufe des Donnerstags teils bis gegen 2000 Meter, doch in diesen Höhen fällt der Regen in eine lockere und mächtige Schneedecke, welche das Wasser erst mal auffängt und speichert.

Hochwassergefahr an den Donauzuflüssen

Man muss davon ausgehen, dass Regen sowie kräftiger Wind und Temperaturen um zehn Grad den noch vorhandenen Schnee im Alpenvorland und im Mühlviertel bis in eine Höhe von 800 bis 1000 Meter nahezu vollständig wegtauen. Kleinere und mittelgroße Flüsse in Salzburg, Oberösterreich und im westlichen Niederösterreich werden daher rasch ansteigen und können für Überflutungen sorgen.

Ob sich in der Folge auch ein größeres Donauhochwasser anbahnt, hängt stark davon ab, ob der aktuell sich noch in Bayern befindliche Hochwasserscheitel mit dem starken Abfluss der österreichischen Donauzuflüsse zusammenfällt. Weitgehend trockenes Wetter von Samstag bis Dienstag wird einiges zur Entspannung beitragen. "Die Lage muss man in den nächsten Tagen aber sehr genau im Auge behalten", so die Experten der Unwetterzentrale. (red)