Naturkatastrophen wie jene in Australien bedeuten nicht nur eine unmittelbare Gefahr für die Menschen vor Ort. Die Folgen solcher Ereignisse in Agrarstaaten können noch viel weiter reichen. Vor wenigen Tagen warnte Lebensmittelexperte Philippe Chalmin vor Hungerrevolten, die bis Ostern ausbrechen würden. Er sei angesichts der weltweit rasch steigenden Nahrungspreise sehr besorgt, sagte der Pariser Wirtschaftsprofessor und Berater der französischen Regierung.
Unruhen vor drei, vier Jahren

Welche Folgen massive Preisschübe zumal für arme Länder bringen, zeigte sich 2007 und 2008: In Südamerika, Afrika und Asien zogen hunderttausende Menschen auf die Straßen der Metropolen. Bei Ausschreitungen in mehr als 30 Ländern starben dutzende Menschen. Die Uno warnte, dass die die "soziale, politische und ökonomische Stabilität" vieler Staaten auf der südlichen Halbkugel auf der Kippe stünde.

Im Jahr 2009 zählte die Weltorganisation deutlich mehr als eine Milliarde hungernder Menschen. Verschärft wird das Problem auch durch das Wachstum der Weltbevölkerung. Als Ausweg aus dem Dilemma empfehlen Experten eine Ausweitung der Anbauflächen. Andere Fachleute bezweifeln aber, dass die geforderte Produktionssteigerung realistisch ist.

Wie berichtet, ist der Preisindex der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO für die wichtigsten Grundnahrungsmittel wie Weizen, Reis, Korn, Zucker, Speiseöl und Milchprodukte, im Dezember auf den höchsten Stand seit seiner Einführung zu Beginn der 90erJahre gestiegen.

Vor allem Weizen verteuerte sich 2010 rasant. Lebensmittelexperte Chalmin fürchtet, dass die Getreidelager der größten Exporteure sich immer weiter leeren. Allerdings betont die FAO auch: Die Preise für Reis sind bislang stabil. (Jan Dirk Herbermann aus Genf/DER STANDARD, Printausgabe, 12. Jänner 2011)