Nun kriegt das katalonische Fischerdorf Cadaqués ein geklontes Geschwisterchen: In Zhangzou wird die Pilgerstätte des Surrealismus originalgetreu nachgebaut.

In China gehört Kopieren - auch - zur Kultur; Nachmalen ist eine hohe Kunst. Die internationale Nachfrage nach reproduzierter Flachware ist groß, die Schatzkammern (nicht nur) der chinesischen Millionäre wollen gefüllt werden. Auch die tausenden chinesischen Museen, die querland aus der Erde schießen, brauchen Anschauungsmaterial.

Im südchinesischen Fälscherdorf Dafen erfüllen meisterliche Nachahmungstäter Kundenwünsche nach Öl-Gemälden aus allen Stilepochen. Eifrig pinseln sie Rembrandts, Picassos, Monets, Manets, Michelangelos, Gerhard Richters, Robert Rauschenbergs. Auch Egon Schieles werden mitunter angefragt. Angeblich nicht so häufig. Vielleicht deshalb, weil es für Schiele auch in Europa geschickte Meisterkopisten gibt.

Anzunehmen, dass Rudolf Leopold dem arbeitslosen, volkshochschulgebildeten Schiele-Schaffner wohl nicht auf den Leim gegangen wäre. Und jetzt gehen sie den Bach hinunter, die acht Millionen, die angebliche Experten fürs angebliche Schiele-Bild veranschlagt haben. Vielleicht expandiert die Oberbank nach Cina. Dann könnte sie Kredite mit vielen schön falschen Bildern sichern. (Andrea Schurian/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2011)