Superhelden aus Spaß: Sidekick Kato (Jay Chou) auf dem Wunderauto von "The Green Hornet"

Foto: Sony

Christoph Waltz als Oberschurke

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Wien - Da sieht man wieder einmal, dass autoritäre Erziehung auch nichts auszurichten vermag, wenn der Wille fehlt: Ein kleiner Junge wird von seinem Vater dafür bestraft, in der Schule für eine Auseinandersetzung gesorgt zu haben. Zur Strafe reißt der Vater - ein stadtbekannter Medienzar, dessen Zeit entsprechend kostbar ist - der Superheldenfigur des Sohnes den Kopf ab. 20 Jahre später hat Britt Reid die Lektion immer noch nicht gelernt. Er feiert lieber ausgiebig Partys, anstatt nach dem überraschenden Tod des Patriarchen die Firmenleitung zu übernehmen.

Wie aus diesem Slacker mit losem Mundwerk, der sich keinerlei Verantwortung stellen möchte, dennoch ein Superheld zu werden vermag, davon erzählt der US-Blockbuster The Green Hornet, der auf einer ursprünglich in den 1930er-Jahren ausgestrahlten Radioserie basiert. Im Unterschied zu den noch eher ernsthaft agierenden Comic-Helden der Bush-Ära, verkörpert auch dieser Neuzugang sein Schicksal nun mit selbstironischer Note - seit dem Erfolg von Ironman Robert Downey Jr. darf Superheldentum im Kino wieder stärker Spaß bereiten. Und der Held der Gegenwart entscheidet sich einfach, ein solcher zu sein, wie in Kick-Ass, wo ebendies einem Fan gelingt.

The Green Hornet legt da noch ein Schäuflein zu, indem er das Hightech-Genre vor allem an der Komödie ausrichtet. Seth Rogen, bekannt aus dem Judd-Apatow-Umfeld und Filmen wie Superbad, Knocked Up oder Funny People, verkörpert Britt als auf den ersten Blick ziemlich talentlosen Tagedieb. Erst durch seine Begegnung mit Kato, dem asiatischen Caffè-Latte-Zubereitungskünstler seines Vaters, erfährt er einen unerwarteten Energieschub. Der Tüftler schafft die technischen Voraussetzungen dafür, kindliche Vorstellungen von Heldenmut wahr werden zu lassen, samt Wunderauto namens Black Beauty und Gaspistole; wobei es Britt, der sich The Green Hornet, die grüne Hornisse, tauft, zunächst eher nur darum geht, Streiche auszuhecken. Um nicht ins übliche Superheldenfahrwasser zu gelangen, agiert das Duo mehr nach dem Vorbild von Verbrechern, welche die Herrschaft über die Stadt anstreben.

Der stärkste Akzent des Films liegt in diesem nicht ganz reibungsfreien Zusammenspiel von Britt und Kato, der als Sidekick ungewöhnlich präsent ist. In der TV-Serie aus den 1960er-Jahren wurde er von Martial-Arts-Star Bruce Lee dargestellt, nun gibt der koreanische Popstar Jay Chou als wortkarger Kampfsportmeister sein Leinwanddebüt. Die Dynamik der beiden orientiert sich an The Pink Panther und jüngeren "Bromance"-Komödien - Filme, in denen sich Männerfreundschaften als geschlossenes Universum erweisen, zu denen Frauen (wie hier Cameron Diaz als Spezialsekretärin) kaum Zutritt haben.

Christoph Waltz als Schurke

Allerdings hinkt die Ausführung der sympathischen Idee meist hinterher. Das von Evan Goldberg und Rogen verfasste Drehbuch reicht nur in der Typologie der Figuren über das Gängige hinaus und lässt es vor allem auf der Dialogebene deutlich an Einfallsreichtum fehlen. Das bekommt auch Christoph Waltz zu spüren, der hier als krisengeschüttelter Bösewicht Chudnovsky in seiner ersten Post-Oscar-Rolle zu sehen ist. Wie bei Tarantino legt er komische Nuancen seines Schurken frei, aber die Sprachspiele mit gestelzter Ausdrucksweise sind hier nur ein müder Abklatsch des Originals.

Die an sich begrüßenswerte Studiostrategie, den Franzosen Michel Gondry als Regisseur anzuheuern und damit auf eine ungewöhnlichere Stilistik zu setzen, dürfte wiederum an fehlendem Mut gescheitert sein, ihn aufs Ganze gehen zu lassen. Denn von der verspielten Schlichtheit und den surrealen Einsprengseln von Filmen wie Eternal Sunshine of a Spotless Mind oder Be Kind Rewind bleibt in The Green Hornet nur wenig übrig. Ein gewisse Vorliebe für schrille Objekte, 3-D-Kampfeinlagen, in denen der Raum comichaft wuchert, oder Splitscreens, die sich in immer mehr Teile auflösen - Gondry zeigt nur momenthaft seinen schöpferischen Geist auf. Mit solchen Oberflächenkorrekturen bringt man eine träge 130-Millionen-Dollar-Produktion jedoch nicht auf Touren. (Dominik Kamalzadeh/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2011)