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Der NHL-erprobte Erik Reitz (li.) könnte sich bei Salzburg mit guten Leistungen im Continental Cup in den EBEL-Kader spielen - zwei Monate nach seiner Verpflichtung.

Foto: Reuters/Stubblebine

Der nahende Transferschluss am 31.Jänner (siehe auch: "Das Nachrüsten im Jänner") und die in manchen Vereinen verortete Unzufriedenheit mit dem bisher in dieser Saison Erreichten lassen für die kommenden Wochen noch einige Veränderungen in den Kaderlisten der EBEL-Klub erwarten. Wir haben uns angesehen, bei welchen Vereinen der Bedarf nach Verstärkungen am größten ist.

Klagenfurter AC

Als einziger Verein der Liga hat Tabellenführer KAC in dieser Saison bisher noch keine Neuverpflichtung getätigt, sieht man vom verspäteten Dienstantritt Andy Schneiders ab. Zwar hat man für Dienstag eine Pressekonferenz angesetzt, bei dieser dürften jedoch in erster Linie die vollzogenen Vertragsverlängerungen mit jungen Eigenbauspielern präsentiert werden. Die Schwächeperiode der vergangenen Wochen hat wesentliche Problemzonen im Spiel des Rekordmeisters aufgezeigt, dass man in Klagenfurt nochmals am Transfermarkt aktiv wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Offen bleibt lediglich der Status von Tyler Scofield, der im November abgemeldet wurde, sich über gute Trainingsleistungen jedoch wieder zurück in den Roster spielen könnte. Abwehr-Legionär Sean Brown, der sein langes Break in der letzten Saison nicht verbergen kann, erhielt bereits eine Nachdenkpause und wäre neben Jeff Shantz ein möglicher Wechselkandidat. Fängt sich das Team im weiteren Monatsverlauf wieder, geht man jedoch wohl mit dem aktuellen Kader in die Play-Offs.

EC Salzburg

Sechs Mal haben die Salzburger in den letzten drei Jahren im Jänner am Transfermarkt zugeschlagen, richtig ausgezahlt haben sich dabei jedoch nur die Rückkehr von Andre Lakos und der Call-Up für Brent Aubin im Vorjahr. Es ist davon auszugehen, dass es bis Monatsende mindestens eine Neuverpflichtung geben wird, auch zwei Zugänge scheinen denkbar. Ex-NHL-Crack Erik Reitz, bereits vor zwei Monaten verpflichtet, stand noch nie auf EBEL-Eis, ist aber Teil des vorläufigen (und erweiterten) Kaders für den Continental Cup in dieser Woche. Beweist er sich dort, wird ihn Salzburg wohl auch für den Ligaspielbetrieb anmelden. Beim Verein selbst gibt man sich traditionell eher bedeckt, personelle Entscheidungen soll es erst nach den Aufgaben am internationalen Parkett geben. Klar scheint: Holt Salzburg zwei neue Spieler, ist einer davon wohl ein Torhüter, in den letzten Jahren ging Pierre Pagé stets mit zwei etablierten Goalies in die Post Season.

Vienna Capitals

Neben Salzburg haben auch die Vienna Capitals in jedem der letzten drei Jahre Jänner-Verpflichtungen getätigt. Aktuell liegt der Punktewert des Rosters bei 59, der Verein hat also noch drei Tauschvorgänge zur Verfügung. Dass man davon Gebrauch macht, ist so unwahrscheinlich wie schon seit Jahren nicht mehr, jedoch auch nicht ganz ausgeschlossen. Beim Verein möchte man die Rückkehr der rekonvaleszenten und gesperrten Spieler abwarten und dann entscheiden, personelle Nachbesserungen scheinen aber nur im Falle weiterer längerfristiger Verletzungen wahrscheinlich. Wenn sich in Wien noch etwas tut, dann wohl sehr spät im Jänner.

Villacher SV

Der VSV hat sich während der Saison die Dienste von Joshua Langfeld gesichert und dabei ein glückliches Händchen bewiesen. Aktuell hat das Team einen guten Lauf, schielt in Richtung Platz drei und zeigt konstant zufriedenstellende Leistungen. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Verpflichtungen ist also gering, zumal man in der Draustadt traditionell eher im Dezember als im Jänner nachbessert. Erster Kandidat für einen Tausch wäre wohl Kevin Mitchell: Dem Offensivverteidiger ist eine eher schwache Punkteausbeute (trotz sehr großer Spielanteile nur neun Scorerpunkte bei 5-gegen-5) beschieden, außerdem wirkt er im eigenen Drittel so fehleranfällig wie kein anderer blau-weißer Defender. Doch das Team als Ganzes wies in den letzten Wochen eine deutlich nach oben zeigende Formkurve auf, es ist also sehr unwahrscheinlich, dass der VSV noch am Spielermarkt aktiv wird.

Graz 99ers

Der Sieger des letzjährigen Grunddurchgangs hat sich erst in der letzten Dezemberwoche mit Quinn Hancock verstärkt. In der Vergangenheit in der DEL ein ebenso solider Punktesammler wie in der SM-liiga und der Elitserien soll er den 99ers, deren Topsorer ligaweit aktuell nur auf Platz 17 rangiert, mehr offensive Durchschlagskraft verleihen. Die Personalplanung im Angriff dürfte damit abgeschlossen sein, eher hält man nach Verstärkungen für die Defensive Ausschau. An Werenka und Tremblay, den beiden Verteidigern mit der meisten Eiszeit, nagt der Zahn der Zeit, dass sie getauscht werden, ist jedoch nahezu auszuschließen. Sehr wahrscheinlich ist jedoch die Verpflichtung eines Torhüters zur Entlastung von Fabian Weinhandl. Auf der Goalieposition haben die Steirer in zwei der letzten drei Jahre eine Jänner-Verpflichtung getätigt, 2009 holte man Sébastien Charpentier, der nun auch heuer wieder ein möglicher Kandidat zu sein scheint.

Olimpija Ljubljana

Mit Rang sechs und sieben Punkten Abstand zum "Play-Off-Strich" liegt Olimpija besser als das vielerorts vermutet wurde. Try-Out-Goalie Jan Chábera erhielt zu Weihnachten nach starken Leistungen einen Vertrag bis Saisonende, aktuell wächst zudem sein eigentlicher Backup Matija Pintarič (GAA 1,43 und SVS% 96,52 in vier Einsätzen im Jahr 2011) über sich hinaus. In der Abwehr wird man mit der Rückkehr des verletzten Burke Henry komplett sein, auch die Offensivabteilung ist gut in Schuss - vier Stürmer haben die 34-Punkte-Marke (im Vorjahr nur von Frank Banham übertroffen) bereits erreicht oder dürften dies in Kürze schaffen. Für die Slowenen ist es personalpolitisch nach zwei "Jänner-Ausverkäufen" in den vergangenen beiden Spielzeiten schon ein Erfolg, dass man die Mannschaft heuer über den 31.Jänner hinaus halten können wird.

EHC Linz

Keine weiteren Personalrochaden sind vom amtierenden Vizemeister zu erwarten. Mit den Signings von Keller und Ward (nur sieben Punkte in 18 Spielen) im November hat man früh auf den schwachen Saisonstart reagiert, die Tauschmöglichkeiten sind damit erschöpft. Gleich vier Spieler hat man abgegeben, im Falle von Verletzungen wird man den auf 19 etablierte Feldspieler geschrumpften Kader intern nachbesetzen oder - wahrscheinlicher - auf ein Drei-Linien-System umstellen müssen. Tauschkandidaten gäbe es aber gerade in der Abwehr einige.

Medveščak Zagreb

Gleich vier Spieler hat man in Zagreb für die Verpflichtungen von Day und Rivers während der Saison am Kaderblatt "geopfert", seither bringt man - wenn alle Stürmer fit sind - gerade mal drei konkurrenzfähige Angriffslinien aufs Eis. Ob des Personalmangels hat Medveščak zuletzt den U22-Spieler Mario Čunko ins Team geholt, drei Karrieretreffer in 72 Spielen in der slowenischen Liga lassen dies jedoch eher als Versuch des Füllens einer Zeile am Spielberichtsbogen erscheinen. Die angespannte personelle Lage ist auch Produkt der internen Kraftproben zwischen Sportdirektor Bradley und Trainer Sator. Letzterer wurde mittlerweile entlassen, vorerst ist sein Kontrahent gleichzeitig sein Nachfolger. Ihm sind bezüglich Neuverpflichtungen jedoch die Hände gebunden, es sei denn, er macht in Nordamerika einen weiteren Spieler mit kroatischen Wurzeln ausfindig.

HK Jesenice

Trotz zuletzt toller Leistungen (nur eine Niederlage nach 60 Minuten in den letzten sechs Spielen) betont Trainer Mälkiä in nahezu jedem Interview seinen Wunsch nach neuen Spielern. Die sehr angespannte finanzielle Situation engt den Handlungsspielraum jedoch stark ein. Dementsprechend lange hat es auch gedauert, ehe mit Michal Fikrt ein leistbarer Goalie gefunden wurde. Der Tscheche, aktuell im Try-Out, hat nun auch gute Chancen auf einen Vertrag bis Saisonende. Mindestens einen weiteren ausländischen Spieler möchten die Slowenen im Jänner noch verpflichten, fraglich jedoch, ob man sich das leisten wird können. Positiv: Jesenice kann die Suche bezüglich der Position eines möglichen Neuzugangs sehr breit anlegen, findet man einen Stürmer, passt das, wird es ein Verteidiger, kann der umfunktionierte Cavosie wieder nach vorne beordert werden. Bemerkenswert: Der Klub hat den ursprünglich als Erstliniencenter vorgesehenen Todd Elik bis heute nicht ersetzt, spielt aber trotzdem ernsthaft um die Play-Off-Teilnahme mit.

Székesfehérvár

Der ungarische Serienmeister wird in seinem vierten EBEL-Jahr wohl zum dritten Mal die Play-Offs verpassen. Nach zuletzt sieben Niederlagen in Folge (Torverhältnis: 13:35) liegt man schon acht Zähler unter dem "Strich". Gerade auch weil gegenwärtig Schlüsselspieler wie Kranjc, Palkovics oder der heuer um mindestens eine Klasse schwächer als im Vorjahr spielende Ackeström verletzungsbedingt fehlen, deutet nur sehr wenig auf eine Trendumkehr hin. Dementsprechend ist nicht davon auszugehen, dass die mit einem unterdurchschnittlichen Budget ausgestatteten Ungarn noch große Sprünge am Transfermarkt machen werden. Verstärkungen würden sie in jedem Mannschaftsteil mit Ausnahme der Torhüterposition brauchen. Der Ende Oktober verpflichtete Eric Johansson war ein Glücksgriff (1,14 Punkte pro Spiel, einziger Crack mit positiver Plus/Minus-Bilanz) und könnte jener Spieler sein, um den Székesfehérvár langsam aber sicher sein Team für die kommende Saison aufbaut. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 11.Jänner 2011)