Salzburg - Die ohnehin angespannte Verkehrslage in der Stadt Salzburg steht vor einer neuen Belastungsprobe. Seit Montag ist die Unterführung der B1 im Bereich des Salzburger Hauptbahnhofes - das Nelböck-Viadukt - gesperrt. Dauer der Sperre: bis Dezember 2012, also knapp zwei Jahre.

In dieser Zeit wird das etwa einhundert Meter lange Viadukt im Zuge des Neubaus des Salzburger Hauptbahnhofes und der Sanierung der Gleisanlagen durch die Stadt Salzburg von Grund auf neu errichtet. Das Bauvorhaben ist einigermaßen kompliziert: So müssen 17 über die Straße laufende Gleise neu gebaut werden, und neben einer Fahrbahnabsenkung muss auch ein zentraler städtischer Abwasserkanal verlegt werden.

Für den Verkehr ist die nach einem Salzburger Hotelier aus dem 19. Jahrhundert benannte Straßenunterführung ein Nadelöhr. Täglich passieren rund 23.000 Fahrzeuge die Ost-West-Engstelle, eine Größenordnung, welche die von den städtischen Verkehrsplanern eingerichteten Umleitungsstrecken kaum aufnehmen können.

Stress für Fußgänger

Die städtische Verkehrsplanung hat für den Individualverkehr drei Umleitungsstrecken für die Richtungen Ost-West, Nord- Süd und West-Ost ausgeschildert. Um den Fahrplan für den öffentlichen Verkehr halbwegs kalkulierbar zu halten, sind an den neuralgischen Punkten zusätzliche Busspuren eingerichtet worden.

Besonders benachteiligt sind von der Straßensperre übrigens ausgerechnet die Fußgänger. Sie können gemeinsam mit den Radfahrern zwar während der Sperrzeit das Viadukt passieren, müssen aber an den Umleitungsstrecken mit extrem verkürzten Grünphasen an den Ampeln leben. Verkehrsaktivisten haben bereits mit Klagen gegen die Stadt gedroht.

Und obschon am Montag, dem ersten Tag der Sperre, die befürchteten Megastaus ausgeblieben sind, geben Verkehrsexperten und Polizei keine Entwarnung. An Spitzentagen wie beispielsweise an Schlechtwettertagen in der Sommersaison droht eine weitere Verschärfung der Verkehrslage. Schon jetzt kommt an den Stautagen im Sommer der gesamte innerstädtische Verkehr oft stundenlang zum Erliegen.

Gratisschnuppertickets

Gegen die prognostizierten Staus gebe es letztlich nur ein Mittel, meint Peter Haibach. Der Sprecher der Salzburger Verkehrsplattform verlangt ein "Maßnahmenbündel zur Verkehrsreduktion". Haibach fordert unter anderem "Gratisschnuppertickets für Bahn und Bus im Salzburger Zentralraum". Diese sollten vor allem an Pendler und Touristen ausgegeben werden.

Zudem verlangt Haibach eine Erhöhung der Parkgebühren in der Stadt. Diese sollten von derzeit 1,40 Euro pro Stunde auf 1,60 angehoben werden und damit mit den Kosten für einen Vorverkaufseinzelfahrschein gleichziehen. Ferner verlangt die Verkehrsplattform auch Umweltzonen, in die nur emissionsarme Kfz einfahren dürfen. Dies wäre allein schon aufgrund der hohen Feinstaubbelastung notwendig. (neu, DER STANDARD-Printausgabe, 11.1.2011)