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Forscher gehen davon aus, dass Außerirdische eher nicht mit Blumen im Arm auftauchen würden, sondern so böse seien wie wir.

Foto: REUTERS/Bruce McBroom

London - Simon Conway Morris ist überzeugt, dass wir uns - wenn es je so weit kommen sollte - auf das Schlimmste gefasst machen müssen. Der Professor für Paläobiologie an der Universität Cambridge geht nämlich davon aus, dass intelligente extraterrestrische Wesen auch eine Darwin'sche Evolution hinter sich haben. Das wiederum würde bedeuten, dass die Aliens unsere schlechten Eigenschaften besitzen dürften: zum Beispiel unseren Hang zur Gewalt und zur Ausbeutung.

Rechtzeitig zu ihrem 350-Jahr-Jubiläum hat die älteste und renommierteste Gelehrtengesellschaft der Welt, die britische Royal Society, im Vorjahr zu einer Konferenz mit einem öffentlichkeitswirksamen Thema eingeladen. Führende Wissenschafter aus verschiedenen Disziplinen sollten sich darüber Gedanken machen, was bei einem Kontakt mit Außerirdischen zu erwarten ist und wie wir uns darauf vorbereiten können.

Die Texte sind heute in einem Sonderheft der Philosophical Transactions der Royal Society A erschienen, das sich aus biologischer, astronomischer aber auch theologischer und politischer Sicht der Alien-Problematik annimmt. Gleich im Einleitungstext machen die britischen Forscher John Jarnecki (Open University) und Martin Dominik (Universität St. Andrews) klar, dass wir im Moment wohl eher zu unvorbereitet sein würden, um koordiniert auf eine Kontaktnahme durch Außerirdische zu reagieren.

Jarnecki und Dominik schlagen daher vor, dass sich die UNO darum kümmern sollte, und zwar im Rahmen ihres seit 1959 existierenden Ausschusses für die friedliche Nutzung des Weltraums (Copuos). Die Copuos-Mitgliedsländer sollten "Supra-Welt-Angelegenheiten" auf ihre Agenda setzen, so die Forscher, und ähnliche Strukturen schaffen, auf die im Fall von erdnahen Asteroiden zurückgegriffen werden kann.

Der Beitrag des US-amerikanischen Theologen Ted Peters wiederum weist - wie so manch anderer Beitrag - indirekt darauf hin, wie stark unser Nachdenken über Aliens durch unsere eigene Existenz bestimmt und begrenzt ist. Der kalifornische Professor für systematische Theologie macht sich nämlich in erster Linie darüber Gedanken, wie sich ein möglicher Kontakt mit Außerirdischen auf die Weltreligionen auswirken würde.

Gemeinhin geht man davon aus, dass die Religionen durch die Bestätigung einer extraterrestrischen Intelligenz, die womöglich sogar intelligenter ist als wir, Schaden nehmen. Doch Peters gibt sich optimistisch: "Theologen werden nicht arbeitslos werden." Sie würden vielmehr vor der Herausforderung stehen, die klassischen religiösen Bekenntnisse im Licht einer erweiterten Version von Gott neu zu formulieren."

Bereits im September hatte übrigens Guy Consolmagno, einer der Astronomen des Papsts, wissen lassen, dass er sich über die Entdeckung extraterrestrischer Intelligenz freuen und willige Aliens gegebenenfalls auch gerne taufen würde. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 11.01.2011)