Auftritt in der Stadtwerkstatt in Linz.

Foto: Filmladen

Wien - Bereits der Titel verdeutlicht eine so diffuse wie dringliche Sehnsucht: Es muss was geben! So hieß das 2007 erschienene Buch des Linzer Musikers und Autors Andreas Kump, in dem er mit hunderten O-Tönen ein facettenreiches Bild der Anfänge der alternativen Musikszene in Linz präsentierte. Das im Verlag der Provinz veröffentlichte Werk zeichnete nach, wie aus einer leisen Ahnung, gepaart mit Unzufriedenheit gegenüber dem Gebotenen, eine aufregende neu Sache entstehen konnte: Es muss was geben!

Das war in den späten 1970ern, als in den Pop-Metropolen der Welt Punk vieles veränderte. Und der Punk-Geist war in keiner österreichischen Stadt so stark wie in Linz. Punk bot die Freiheit, alles einmal zu probieren - egal, was dabei herauskommt. Andreas Kump, selbst ein Kind dieser Zeit, dokumentierte diesen kulturellen Umbruch, dessen Protagonisten teilweise bis heute aktiv sind. Nun geht es weiter: Inspiriert von einer Lesung des Autors, beschlossen Oliver Stangl, Christian Tod und Gregor Centner im selben Jahr das Sujet des Buchs als Dokumentarfilm umzusetzen.

Der gleichnamige Film nähert sich seinem Thema ebenfalls über Originaltöne. Bekannte Protagonisten der Szene wie Mitglieder der Bands Willi Warma, Fuckhead, Attwenger, Target of Demand, Texta und anderen erzählen von den wilden Zeiten. Das sind natürlich Kriegsgeschichten, und beim Memorieren der eigenen Vergangenheit fällt so mancher Kollateralsegen für die Beteiligten ab.

Aber die Eitelkeit hält sich in Grenzen. Es wird viel gesprochen, dabei wenig gelabert - obgleich manche der damals Beteiligten heute etwas durch den Wind zu sein scheinen. Aber auch das zeitigt einen gewissen Charme, besitzt die Authentizität der Zeitzeugen. Sie erzählen von Konzerten im Café Landgraf, einer Keimzelle der Szene, und davon, wie aus dem Nichts eine Infrastruktur entstand, die dazu führte, dass etwa eine Band wie Einstürzende Neubauten ihr erstes Konzert außerhalb von Berlin vor den Linzer Stahlstadtkindern gab.

Lautstarke Gegenkultur

Davon und von vielen anderen Auftritten - etwa von Nirvana 1989 - bietet Es muss was geben eine Reihe von Originalbildern und Mitschnitten, die Einblick in eine Zeit der Gegenkultur erlauben, als sie noch kaum reglementiert war. Das ist das große Plus des Films; an die atmosphärische Dichte des Buchs, in dem auch prominente Stimmen wie die Schauspielerin Sophie Rois zu Wort kommen, reicht er nicht heran. Zur Wienpremiere des Films in der Arena gibt es heute, Dienstag, zwei Konzerte: von Nice Girls Don't Explode, einer Band mit Linzer Szene-Originalen wie Didi Bruckmayer, Huckey Renner oder Rainer Krispel, sowie ein Konzert von The Rats. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2011)