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Die Kraft zeitgenössischer Bilder, die den Schrecken einfangen - Picassos "Guernica".

Foto: EPA/Markus Stuecklin

Salzburg - Eine spannende Verbindung von Kunsttheorie, Kulturwissenschaft, Philosophie, Psychologie und Filmanalyse verspricht die Vortragsreihe Pain Releaser. Über das Schmerzliche in und an Bildern des Kunsthistorikers Thomas D. Trummer. Ausgangspunkt des Referenten, der 2009 als Gastprofessor an der Angewandten in Wien lehrte und jetzt als Kurator die Siemens-Stiftung in München betreut, ist Freuds Essay Trauer und Melancholie sowie die aristotelische Tragödientheorie.

Darin geht es auch um die Faszination, die vom Schrecken in Kunst und Kultur ausgeht. Zentrale Kategorien des griechischen Denkers sind Jammer und Schauer sowie die kathartische Reinigung. Aber funktioniert diese überhaupt - und eignen sich Bilder für die Verarbeitung des Schrecklichen? Aus eigener Erfahrung kennt wohl fast jeder das Gegenteil, denn das Betrachten von Fotos verlorener Menschen steigert Schmerz. Das Ganze bringt Bildbeispiele von Arnulf Rainer sowie dem Prolog aus Lars von Triers Film Antichrist.

Um Erkenntnis, Blindheit und Blendung kreist der zweite Abend, Platons Höhlengleichnis wird als Parabel auf Weisheitssuche und Schmerzüberwindung gedeutet und mit Peter Weirs Mediensatire Truman Show (1998) kurzgeschlossen.

Zum Abschluss dann noch eine Geschichte der Kunstkritik: Im 18. Jahrhundert formulierten Johann Joachim Winckelmanns und Lessings Laokoon-Interpretationen die klassische Kunstauffassung vom Schönen. Dagegen wendet sich später Friedrich Nietzsche, zeitgenössische (Medien)Bilder zeigen drastisch und explizit Leid, Qual und Tod - zumindest solange nicht diverse Zensoren beschönigend eingreifen bzw. sich Journalisten oder Künstler instrumentalisieren lassen. Mit Bildbeispielen von der Laokoon-Gruppe über Picassos Guernica bis zum Desert Storm. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2011)