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Lokale wie Clubs oder Diskotheken, in denen keine Speisen serviert werden, leiden mehr unter dem Nichtraucherschutz. Insgesamt fällt die Bilanz der Wirte nach einem halben Jahr Nichtraucherschutz relativ positiv aus.

Foto: AP/FABIAN BIMMER

Ein halbes Jahr ohne ist vorbei. Seit 1. Juli des vergangenen Jahres gilt das Nichtraucherschutzgesetz in der österreichischen Gastronomie. Das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts market, die von der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Auftrag gegeben wurde, zeige eine klare Verbesserung bezüglich der Akzeptanz und Zufriedenheit in der Bevölkerung, meint Instituts-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer: Das österreichische Modell werde zwar häufig als "Kompromisslösung" bezeichnet, zwei Drittel der 400 telefonisch befragten Teilnehmer würden diese jedoch anstelle eines totalen Rauchverbots bevorzugen.

Die Bilanz von WKÖ-Obmann des Fachverbandes Gastronomie Helmut Hinterleitner: Das große "Lokalsterben" blieb aus. In Irland schlossen 2.600 Betriebe ihre Türen nach Einführung der Rauchverbots. In Österreich hätte kein einziges Lokal aus diesem Grund zugesperrt, versichert Hinterleitner. Auch die anonyme Anzeigenflut gegen Betriebe, die das Gesetz schlampig umsetzen, fiel gemäßigt aus: Zwölf Prozent der Betriebe wurden auf Grund von Anzeigen überprüft, insgesamt gab es 4000 Strafen. Über detaillierte Zahlen zu Umsatzeinbußen konnte die Wirtschaftskammer jedoch keine Auskunft erteilen.

Drei Viertel momentan zufrieden

Immerhin fast ein Drittel der Befragten konnte sich ein generelles Rauchverbot in Lokalen gut vorstellen. Fast drei Viertel der Befragten finden das aktuelle Miteinander im eigenen "Stammlokal" zufriedenstellend. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfragen aus 2009 hat sich dieses Ergebnis um 11 Prozent verbessert. Diese Trendverschiebung müsse man vor dem Hintergrund einer Gesellschaft sehen, die zwar genussorientiert und hedonistisch sei, aber auch immer gesundheitsbewusster werde, betont Hinterleitner.

Der Wiener Umwelthygieniker Manfred Neuberger bezweifelte die Stichhaltigkeit der Resultate. Ähnliche Umfragen der Medizinuniversitäten Wien und Graz mit mehr Teilnehmern hätten "um 180 Grad konträre" Ergebnisse geliefert.

Glaswände beliebte Trennung

Die Investition der Gastronomen sei von der Bevölkerung wahrgenommen worden, zeigt sich Beutelmeyer überzeugt: Vor allem die räumliche Trennung von Raucher- und Nichtraucherbereich ist laut Umfrage 72 Prozent aufgefallen. 45 Prozent registrierten dadurch eine bessere Qualität der Luft.

Die Umbauten sahen so aus: 62 Prozent der Wirte lösten die Vorgaben mit Glaswänden, 14 Prozent mit einer Adaptierung des Lokals. Eine weniger beliebte Lösung ist die Raucherkabine: Nur 1,49 Prozent entschied sich dafür. Fast 20 Prozent der Betriebe haben mehr als 20.000 Euro für die Umbauten ausgegeben. Zum Teil ärgerlich für die Wirte sei, dass nun einige Räumlichkeiten weniger genutzt werden und die Gäste sich in einem Bereich drängen würden, sagt der WKÖ-Obmann.

Großteil der Österreicher raucht nicht

"Uns ist eine Mehrheit, die zufrieden ist und darüber schweigt lieber, als wenige, die laut schreien", so Hinterleitner. Denn ein Großteil der Österreicher rauche nicht. Die Verteilung sieht wie folgt aus: Fast zwei Drittel der Bevölkerung seien Nichtraucher, neun Prozent Gelegenheitsraucher und der Rest Raucher.

Umsatzeinbußen sind vor allem von Seiten der Raucher zu erwarten: Jeder dritte Raucher gab an, seit Implementierung des Gesetzes weniger oft Gastronomiebetriebe besucht zu haben. Fünf Prozent von ihnen besuchen ausschließlich Raucherlokale. "In Lokalen ohne Speisen ist Rauchen ein wichtigerer Bestandteil, diese Lokale hatten auch größere Umsatzeinbußen zu erwarten", sagt Werner Beutelmeyer. (Julia Schilly, derStandard.at, 10. Jänner 2011)