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Die 19-jährige Schweizerin Lara Gut rast beim Super-G in Altenmarkt-Zauchensee ihrem zweiten Weltcupsieg entgegen. Trainiert wird die Tessinerin von ihrer eigenen Mannschaft - "Team Gut".

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Erster Weltcupsieg für Lara Gut nach ihrer schweren Hüftverletzung.

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Altenmarkt-Zauchensee - "Lindsey Vonn kann störenden Rückenwind haben. Dann darf sie noch immer einige Fehler machen und sich blöd spielen. Trotzdem steht sie am Ende ganz vorne." Das sagte Jürgen Kriechbaum, der Chef der österreichischen Speed-Damen, nach dem eindrucksvollen Abfahrtssieg der US-amerikanischen Dominatorin am Samstag auf der Kälberloch-Strecke in Zauchensee dem Standard. Vonn gewann vor der Schwedin Anja Pärson und der Salzburgerin Anna Fenninger. "Mit Abstrichen", sagte Kriechbaum, "gilt das auch für den Super-G." Im Vorjahr hatte Vonn im Jänner in Haus im Ennstal dreimal (zweimal Abfahrt, einmal Super-G) triumphiert.

Am Sonntag hielt Kriechbaums Prognose - mit Abstrichen. Vonn hatte es auf dem durch Föhnwetter aufgeweichten Salzburger Schnee diesmal im Streckenabschnitt Wasserschloss gezaubert. Sie musste sich mit beiden Händen im Schnee abstützen, um einen Sturz zu verhindern, und sah im Ziel nach 1:13,35 Minuten dennoch die rote Eins aufleuchten.

Abgefangen wurde sie aber noch um 0,53 Sekunden von der Schweizerin Lara Gut. Die 19-Jährige feierte ihren zweiten Weltcupsieg in dieser Disziplin. Der Premierenerfolg gelang im Dezember 2008 in St. Moritz, da war sie 17 Jahre und acht Monate alt. Jünger als Gut war bisher noch keine Siegerin eines Super-G.

"Das Rennen war nicht perfekt", meinte Gut nachher. "Ich hatte auch Glück, das hat der Lauf von Nicole Hosp bewiesen." Mit Startnummer 31 sorgte die Tirolerin bei ihrem ersten Super-G nach mehr als zwei Jahren für ein Raunen im Zielraum. Bei der letzten Zwischenzeit war die 27-Jährige noch 47 Hundertstelsekunden voran gelegen, erst ein schwerer Fehler im Finish warf sie noch direkt hinter die bestplatzierte ÖSV-Fahrerin Elisabeth Görgl auf Platz fünf zurück. "Eigentlich ein Wahnsinn", sagte Hosp. "Ich habe zuletzt nur einen Tag Super-G trainiert."

Gut hatte für ihre Paradedisziplin freilich mehr geübt. Dabei sorgte die Tessinerin, die vor vier Jahren in Altenmarkt-Zauchensee Junioren-Vizeweltmeisterin in der Abfahrt wurde, zuletzt vor allem abseits des Sports für Aufsehen. Im Dezember sperrte sie der Schweizer Skiverband für die beiden Rennen am Semmering, weil sie in Interviews harsche Kritik an Cheftrainer Mauro Pini geäußert und bei medialen Auftritten mehrmals gegen Kleidungsvorschriften verstoßen hatte.

Ecken und Kanten

Der Streitpunkt: Gut gehört nur formal dem Kader von Swiss-Ski an. Trainiert und betreut wird sie vor allem in der Sommervorbereitung von einem Privatteam rund um ihren Vater Paul sowie Ex-ÖSV-Coach Karl Frehsner. "Team Gut" wird von Sponsoren finanziert, diese Unterstützer kriegen sich naturgemäß mit den Sponsoren des Verbandes in die Haare. Ein von "Team Gut" wegen der Sperre angestrebter Gang vor das Sportgericht konnte gerade noch abgewendet werden.

Der Schweizer Leistungssportchef Dierk Beisel zeigt sich mit dieser Konstellation aber nicht unzufrieden. "Erfolgreiche Athleten haben Ecken und Kanten. Und die müssen sie auch haben, sonst wären sie nicht so erfolgreich."

Gut ist jedenfalls froh, dass sie sich wieder auf den Sport konzentrieren kann. Nach den zwei Silbermedaillen bei der WM 2009 in Val d'Isère zog sie sich eine Luxation des rechten Hüftgelenks zu, musste operiert werden und verpasste die gesamte Olympiasaison. "Vor meiner Verletzung bin ich gefahren wie ein Kamikaze", sagte Gut in Zauchensee. "Ich habe mir gedacht, du musst wieder so fahren. Einfach runter."

Den Nachtslalom am Dienstag in Flachau wird Gut auslassen. Lindsey Vonn ist dabei, hofft nach drei Slalom-Ausfällen en suite auf Punkte. Im Gesamtweltcup hat die Siegerin des Wochenendes ordentlich aufgeholt, liegt nur mehr 96 Punkte hinter der Deutschen Maria Riesch (923 Zähler). Und Marlies Schild geht auf ihren fünften Slalom-Saisonsieg los. (David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe, 10.01.2011)