Forest Swords - Dagger Paths (No Pain in Pop)
Großes Theater in kargen Zeiten: Stimmen aus dem siebten Himmel oder vielleicht auch aus dem Halbschlaf schickte der junge britische Musiker und Produzent "Forest Sword" mit "Dagger Paths" ins Rennen. Große Klang- und Lautmalerei mit mystischen Anklängen und schamanischen Gesten.
Gonjasufi: A Sufi & a Killer (Warp/Roughtrade)
Was Gonjasufi alias Sumach Valentine in flirrender Wüstenhitze produziert klingt ein bisschen so, als ob man am Flohmarkt eingekaufte, leicht zerkratzte Scheiben auf einem Uralt-Plattenspieler abspielt. Manchmal mehr Singen - manchmal mehr Gebet. Gonjasufi lebt heute mit seiner Familie (Frau und drei Kinder) am Rande von Las Vegas. Hier wurde "A Sufi and a Killer" aufgenommen. Weltverbessern ohne Zynismus und Pragmatismus - das geht sich mit einer Mischung aus Unterwasser-Weltmusik, Voodoo-Blues, Garagenpunk, Esoterik-Glamour - oder so - aus.
Kate Nash - My Best Friend Is You (Geffen Records)
Rockerbraut oder Indie-Pop-Prinzessin: So richtig entscheiden kann sich die junge Londoner Singer-Songwriterin "Kate Nash" nicht und das ist gut so. Munter zwitschert sie mit "My Best Friend Is You" zwischen den Genres hin und her und schaut auffällig intensiv zurück in die Sixties. Was sie dort ausgräbt ist immer noch nicht langweilig.
Wir sind Helden - Bring mich nach Hause (COLUMBIA D)
Die Berliner Indie-Rocker "Wir Sind Helden" haben es nach der Familienpause mit Kind und Kegel endlich wieder ins Studio geschafft. Mit ihrem vierten Album "Bring mich nach Hause" schieben Frontfrau Judith Holofernes und ihre drei männlichen Kollegen - spezialisiert auf flotte Popmusik mit deutschen Texten - etwas introvertiertere Kost nach. Offenbar macht Familienleben etwas weniger leichtfüßig - was der Sache an sich allerdings ganz und gar nicht schadet.
Spring and the Land: "Outside my Window" (EarlyMorningMelody/Hoanzl)
Rockige Folk-Pop-Balladen made in Austria: Die zwei steirischen Ex-Hundsbuben (Dogboy) Jaques Bush und Marino Acapulco legten mit "Outside my Windows" Special Vinyl mit Etching vom Feinsten vor und lassen sich durch den grauen Alltag nicht den Blick in die Welt trüben. Mit an Bord: US-Indie-Mastermind Kramer.
Laurie Anderson: "Homeland" (Nonesuch/Warner)
Alb- und Tagträume: Die 63jährige New Yorkerin Laurie Anderson erzählt nach langer Zeit des Nachdenkens wieder einmal eine Silberscheibe lang von Skurrilitäten, ernsten Problemen, surrealen Szenerien - in bekannter Manier: Von den Zeiten, als es die Zeiten noch nicht gab, als Tag- und Nachtlose herrschte und die Vögel nicht landen konnten, denn auch die Erde war noch nicht erschaffen. Kauzige Gespinste auf Computer aufgezeichnet und gut wie eh und je. (mareb, derStandard.at, 10. Jänner 2011)