Wien - Die Erinnerung an Bruno Kreisky und die theatralische Inbetriebnahme seiner politischen Utopien erscheinen am Schauspielhaus nostalgiedurchtränkt. Ein Zustand, der dem von Kreisky-Groupies dominierten Publikum durchaus gefällt, schließlich geht es hier (noch) um die Sonnenseite der Sozialdemokratie bzw. ein an den biografischen Koordinaten des legendären Altkanzlers festgemachtes Feel-good-Musical-Erzähltheater. Die Genres kulminieren in Daniela Kranz' Spaß-Inszenierung.

Dieser erste Teil von insgesamt zehn nennt sich Der rote Prophet (es folgen u. a. Der Gefühlsmarxist oder Der Mehlspeisen-Metternich) und setzt am Beginn der politischen Karriere des auf die Arbeiterbahn geratenen Sohnes aus bürgerlichem Haus an, greift auch nach vor in die 1970er, als im Kanzlerbüro bereits rosa Papierherzen aus der Fanpost purzeln.

Der einstündige Abend in einem (allzu) kleinen Raum im Nebengebäude des Theaters in der Porzellangasse besteht überwiegend aus mimetischen Manövern, etwa dem Nachstellen ikonischer Gruppenbilder, slapstickhaften Szenen aus dem Amt oder chorischen, dem Geist der Gemeinschaft ironisch nachfühlenden, politischen Phrasen.

Von zynisch beschwingter Klaviermusik (Stephen Delaney) angespornt, kreist das Ensemble um seinen von Johannes Zeiler mit entsprechender Brille proper imitierten Politstar Kreisky. Zwischen den Szenen - z. B. am Opernball oder mit dem "aufgeganselten" Jungsozi Hannes (Androsch) wird die Geschichte erzählend weitergetrieben. Eine Inszenierung wie ein Schabernack. Es bleibt das Verdienst der Dramaturgin Constanze Kargl, historisches Textmaterial zusammengesucht und montiert zu haben.  (Margarete Affenzeller, DER STANDARD - Printausgabe, 8./9. Jänner 2011)