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"Motivations- und Sinnspritzen" von Vorgesetzten helfen Mitarbeitern große Stücke weiter

Foto: APA/Patrick Seeger

Die Antwort ist schwierig - und doch schlicht: weil sie innerlich zustimmen. Weil sie einen Sinn darin sehen. Was ist Sinn?

Existenzieller Sinn ist die "wertvollste Möglichkeit, die wir in einer Situation haben" . Das bedeutet, dass wir ständig - wenn auch meist unbewusst und in Bruchteilen von Sekunden - entscheiden. Sinnvolles Leben baut auf vier Schritten auf:

  •  Wahrnehmen der Wirklichkeit und der Möglichkeiten, die ich in der Situation habe: Ich kann diesen Artikel lesen oder meinen Bericht für morgen vorbereiten. Ich kann im Unternehmen bleiben - oder ein anderes suchen ...
  •  Erfühlen, was mir wertvoller erscheint: das Interesse zu lesen oder der Wert der Pflichterfüllung; die sichere Arbeitsstelle oder die Lust auf eine neue Herausforderung.
  •  Sich für das persönlich Wichtigste entscheiden - mit allen Vor- und Nachteilen: weiterlesen kann anschließend Zeitdruck bedeuten. Das nehme ich in Kauf. Stellenwechsel ist Verlust des gesicherten Einkommens usw. Bei alledem: Ich will das jetzt ... tun! Das erscheint mir im Moment am sinnvollsten!
  •  Aus diesem freien Willen handeln.

Sinn ist nach Viktor Frankl Orientierung für unsere Entscheidungen und ein zentraler Motivationsfaktor: Menschen möchten erleben, dass ihr Tun für etwas gut ist.

Mitarbeiter möchten spüren, dass sie für das Unternehmen wichtig sind. Dann macht es für sie Sinn.

Die Führungskraft kann dabei auf verschiedene Weise "sinnstiftend" mitwirken:

  •  Auf den "maßgeschneiderten" Arbeitsplatz achten, damit Mitarbeiter erleben, dass durch sie Wertvolles entsteht.
  •  Orientierung geben: Die Mitarbeiter sollen verstehen und spüren, worauf das Unternehmen ausgerichtet ist. Quantitative Ziele allein sind hier zu wenig. Es braucht Bilder und Analogien, um die Menschen in ihren Werten zu berühren.
  •  Die Werte, für die das Unternehmen arbeitet, aufzeigen und erlebbar machen: Geht es nur um "Möglichst-hohen-Gewinn Erzielen" oder auch um etwas anderes?
  •  Den Bedarf, die "Notwendigkeit" von Maßnahmen deutlich machen: MitarbeiterInnen akzeptieren auch Einschnitte und hohe Leistungsziele, wenn sie erkennen, wo und warum sie gebraucht werden bzw. wofür etwas gut sein soll.

Es braucht Zeit

Diese Art von Leadership erfordert allerdings, die einzelnen Menschen in ihren Kompetenzen überhaupt wahrzunehmen und sie nicht nur als "Kopf" auf der Gehaltsliste zu sehen. Dazu braucht man Zeit für offene Gespräche mit den Mitarbeitern, damit Vertrauen und Zutrauen entstehen kann. Die Instrumente für diese Art von Leadership sind vor allem Intuition und Authentizität sowie die eigene Vorbildwirkung und die persönlich geklärte Zustimmung zur Führungsaufgabe. Gelingt diese Vermittlung von Sinn, ergibt sich eine Win-Win-Situation: Sinn und Erfüllung für die Mitarbeiter - Einsatz, Kreativität und Produktivität für das Unternehmen. (Alfried Längle*, DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.1.2011)