Objekte ohne Titel gibt es in Werner Feiersingers Ausstellung in der Galerie Martin Janda zu sehen.

Foto: Galerie Janda

Wien - Wer wird so kleinlich sein und das Vorhandensein einer Treppe an Stufen festmachen? Von rechts nach links ansteigend führt diese, deren Existenz das rotbraune Geländer zu beweisen scheint, von einer Galeriewand zur nächsten.

Eine weitere Diagonale beschreibt ein schwarzes Objekt, eine schiefen Ebene, die zwei eingeknickte Stützen in Schräglage halten. Der Gedanke an eine Kinderrutsche liegt nahe; das Foto einer Brücke in Genua lenkt den Verdacht auf ein konstruktiv-architektonisches Element.

Flapsige Diagnose

Lehnen, knicken und immer wieder durch Objekte beschriebene Triangulare, das scheinen die Motive der jüngsten Arbeiten von Werner Feiersinger zu sein. Zwei Gitter bilden einen spitzen Winkel, dazwischen steht ein rohes Holzbrett; die Sprossen eines leiterähnlichen Objekts hängen ziemlich durch.

"Karger Postminimalismus mit narrativer Störung" hat der Direktor des Wien-Museums Wolfgang Kos einmal Feiersingers Arbeiten beschrieben und mit dieser flapsig klingenden Diagnose auch die humorvolle Note eingefangen, die den Skulpturen Leichtigkeit verleiht.

Denn Feiersinger verschmilzt eigentlich Dinge, die der Auffassung nach unvereinbar sind: Minimalistisch-Abstraktes mit Gegenständlichem. Formen, die sich von der Last der Bedeutung befreit haben, treffen also auf Assoziationsreiches. Das Vergeistigte flirtet mit Alltagsdesign wie Zäunen, Absperrgittern oder Baugerüsten. Ein wunderbares Spiel.

Skulpturale Qualität

Inspiriert hat Feiersinger wie so oft die Architektur. Beschäftigte er sich in seiner Personale 2008 in der Secession allgemein mit der Moderne, ist es nun speziell die Architektur der Fünfzigerjahre. Deren skulpturale Qualitäten fängt er auch in Fotografien ein und stellt sie seinen Objekten gegenüber. Feiersingers Arbeiten offenbaren den Blick auf die Schönheiten dieser Bauperiode. Bauten, derer man sich heute leider allzu gerne entledigt. (Anne Katrin Feßler/ DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2011)