Das passiert x-mal: Eine Frau hat sich mit dem Falschen eingelassen - oder er glaubt, sie müsse sich mit ihm einlassen. Sie wird von ihm gestalkt, mit zig Telefonanrufen täglich terrorisiert, subtil oder weniger subtil bedroht, in Wohnung oder Auto wird eingebrochen, ihr Leben wird zur Hölle. Und manchmal verliert sie auch ihr Leben dabei.

Die Polizei? Unternimmt meist schon etwas, aber: Die Ressourcen sind begrenzt - oft zu wenig vorhanden. Manchmal - seltener als früher - nimmt die Polizei aber auch eine gleichgültige Haltung ein. Jedenfalls erfordert es einen beträchtlichen Aufwand, ein zielführendes Eingreifen der Polizei zu erreichen.

Nun betrachten wir den Fall Kleider Bauer. Die Firma und etliche ihrer Spitzenmitarbeiter wurden von Tierschützern mit Geschäftsblockaden, Sachbeschädigungen und Telefonterror angegriffen. Keine Frage, eine ernste Sache. Und hier war die Polizei blitzartig zur umfassendsten Kooperation bereit: Der Firmenchef ging zum Sicherheitsdirektor, und schon gab es eine "Sonderkommission Bekleidung". Ein ungeheurer Polizeiapparat wurde angeworfen, mit jahrelangen Observationen, Telefonabhörungen, sogar mit einer "verdeckten Ermittlerin". Ergebnis: Null Sachbeweise in einem skandalös geführten Prozess.

Hier hat sich jemand eine Polizeigroßaktion bestellen können. Das hätten die Stalking-Opfer, deren Leben oft bedroht ist, auch gern. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 7.1.2011)