Das Wort Krankenstand kommt im Vokabular von Webentwickler Rainer Imb nicht vor. Dafür teilt er sich seine Pausen in seinem kleinen Büro selbst ein.

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Als Künstler Geld zu verdienen gelingt nur wenigen. Der Wiener Rainer Imb entdeckte neben der (Überlebens-)Kunst das Internet als Herausforderung, erzählte er Karin Tzschentke.

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"Eigentlich wollte ich immer was Künstlerisches machen. Malerei, Film, Cartoons. Damit habe ich bis in meine Mittzwanziger die Zeit 'vertrödelt'. Über den Versuch, meine Cartoons zu verkaufen, kam ich zum Journalismus. Die Gelegenheit, 1997 ein Online-Medium mitzugestalten, habe ich beim Schopf gepackt, weil ich seit Teenager-Tagen programmiert habe. Internet bietet eine Fülle an Komponenten: Technik, Grafik, Kreativität.

Der Verlag, bei dem ich seinerzeit arbeitete, wurde Jahre später übernommen. Die Basis für mein Content-Management-System Webfruits, ein Verwaltungstool für Webinhalt, hatte ich damals schon fertig. Das war ein gutes Fundament, um mich 2004 selbstständig zu machen. Allerdings brauchte ich anfangs Nebenjobs, um mich über Wasser halten zu können.

Das Schwierige am Anfang war, dass ich ein Produkt anzubieten hatte, das nicht leicht erklärbar und dadurch schwer zu verkaufen war. Das habe ich unterschätzt. Denn im Gegensatz zu einem Webdesigner umfasst Webentwicklung die vollständige Programmierung und Webarchitektur. Meine Verkaufserfolge waren zuerst nur von mäßigem Erfolg gekrönt. Durch Mundpropaganda kamen dann so nach und nach Aufträge rein.

Grundsätzliche Problematik für Solisten wie mich ist das äußerst unregelmäßige Einkommen. Es gibt Monate, in denen man nicht einmal das Mindesteinkommen lukriert, hohe Ansprüche stellen darf man also nicht. Dann gibt es wieder Monate, in denen sich das Füllhorn öffnet. Aber man weiß nie genau, wie lange man davon zehren muss. Hätte ich eine Familie, wäre das nicht gerade nervenschonend.

Ein große Bürde ist die Krankenversicherung. Ich fühle mich zwar in bester Gesundheit, möchte aber nicht wissen, wie es wäre, wenn ich ernsthaft krank würde. Das Wort Krankenstand gibt es bei mir nicht. Das ist ein Risiko, das man sich immer vor Augen halten muss, oder man schließt eine Zusatzversicherung ab.

Prinzipiell denke ich schon immer wieder über einen Job im Angestelltenverhältnis nach. Aber die Vorstellung, im Acht-Stunden-Trott zu arbeiten oder einen inkompetenten Chef vor der Nase zu haben, bringt mich davon schnell wieder ab.

Mein Ziel ist eine größere Firma. Aber das ist eine langwierige Sache aufgrund der schwankenden Kundennachfrage. Viel verspreche ich mir derzeit von einer neuen Branchenlösung für die Gastronomie. Restaurants mit Tagesmenüs können damit ganz einfach auf Wochen hinaus ihr Angebot auf die eigene Webseite stellen. Da es mit barrierefreien Firmenwebseiten in Österreich noch sehr im Argen liegt, sehe ich auch hier ein wachsendes Potenzial.

Was mir an meiner Arbeit besonders gefällt, ist, dass ich alle Entscheidungen selbst treffe. Manchmal verzettelt man sich zwar dabei, aber das muss drin sein. Ein längerer Urlaub ist auf der anderen Seite wieder schwierig. Denn die Services müssen für Kunden natürlich rund um die Uhr aufrechterhalten werden.

Der besondere Genuss des Selbstständigseins: Die partielle Sonnenfinsternis am Dienstag konnte ich in aller Ruhe beobachten, ohne einen Chef um Erlaubnis bitten zu müssen. Wenn man wie ich seine Freiheit braucht, ist das einfach ein gutes Gefühl." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2011)