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Auch in der jordanischen Hauptstadt Amman begehen Kopten das Weihnachtsfest.

Foto: EPA/JAMAL NASRALLAH

Kairo/Wien/Berlin - Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot feiern die koptischen Christen in Ägypten das orthodoxe Weihnachtsfest. Viele von ihnen legten schwarze Trauerkleidung an, um an den Terroranschlag auf eine Kirche in Alexandria in der Silvesternacht zu erinnern. Einige junge Christen riefen außerdem zu Protesten während der Weihnachtsgottesdienste am späten Donnerstagabend auf. Papst Benedikt XVI. erklärte sich am Dreikönigstag in Rom mit den koptischen Christen solidarisch. In Österreich verurteilte der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, die Gewalt gegen die Kopten.

Auch auf Zusammenstöße eingestellt

Aus dem ägyptischen Innenministerium hieß es, man sei nicht nur auf die Abwehr möglicher Terroranschläge vorbereitet, sondern auch auf mögliche Zusammenstöße zwischen protestierenden Christen und der Polizei. An dem Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo, den Kopten-Papst Shenouda III. leiten wird, will als Gast möglicherweise auch Gamal Mubarak teilnehmen. Der Sohn von Präsident Hosni Mubarak wird als möglicher Nachfolger seines Vaters gehandelt.

Die islamische Glaubensgemeinschaft stellte sich indes demonstrativ auf die Seite der Kopten. "Ich glaube fest, dass die religiöse, ethische und kulturelle Freiheit ein heiliges Gesetz ist", sagte der Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmad Al-Tayyeb, der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" (Donnerstagsausgabe). Die Terroranschläge richteten sich nicht nur gegen die Christen, sondern gegen die ganze Nation, betonte al-Tayyeb laut Kathpress. Papst Benedikt XVI. schickte vom Petersplatz seine "herzlichen Grüße und besten Wünsche" an die orthodoxen Kopten. "Gottes Güte möge, den Glauben, die Hoffnung und die Barmherzigkeit eines jeden stärken und die geprüften Gemeinden ermutigen", fügte er in seiner wöchentlichen Ansprache hinzu.

Grausiges Foto

Die ägyptische Polizei ließ am Donnerstag in den staatlichen Medien ein grausiges Foto des nur noch teilweise vorhandenen Kopfes des mutmaßlichen Attentäters veröffentlichen, der in der Silvesternacht 23 Menschen getötet hatte. Der schwarzhaarige Mann, dessen Gesicht zur Hälfte weggesprengt worden war, soll etwa 25 Jahre alt sein. Außerdem wurde ein Bild abgedruckt, auf dem ein von Experten der Polizei rekonstruiertes vollständige Gesicht des Mannes zu sehen ist.

Der frühere Direktor der Ermittlungsbehörde der Polizei von Alexandria, General Refaat Abdulhamid sagte der Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" er gehe davon aus, dass der Anschlag auf die Kirche von zwei Selbstmordattentätern verübt worden sei, die während der Operation von einem dritten Mann Anweisungen erhalten hätten. Die Spurensicherung am Tatort habe gezeigt, dass nicht nur eine Bombe explodiert sei, sondern zwei. Auch mehrere Augenzeugen hatten von zwei Explosionen berichtet. (APA/AFP)