Impro-Comedy "Die Arge Talkshow": Rudi Roubinek, der Herr im blauen Sakko, lässt im steirischen Wirtshaus talken: Gregor Seberg, Doris Hinzinger und Dirk Bach (v. li.) mischen mit.

Foto: ORF/Badzic

Improvisieren fordere ihn mehr als die Dschungelshow, sagte er Doris Priesching.

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STANDARD: Worin liegt für Sie die größere Herausforderung: Dschungel oder Talk im österreichischen Fernsehen?

Bach: Ganz schwierig, das zu vergleichen. Bei der Arge Talkshow sind wir sehr gefordert, weil wir in Figuren schlüpfen, ganz viel improvisieren, dabei aber mit sehr realen Themen umgehen müssen. Das ist letztlich wahrscheinlich die größere Herausforderung. Der Dschungel ist vielleicht fröhlicher. Dabei kann ich frei von der Leber weg sagen, was ich denke.

STANDARD: Gibt es Regeln für das Handwerk der Improvisation? Worauf achten Sie besonders?

Bach: Immer offen sein und genau zuhören. Bei einer Satire wie der Arge Talkshow ist das interessant, weil es um aktuelle Themen geht, Ausländer, Homosexuelle, Drogen, Gleichberechtigung.

STANDARD: Fanden Sie es überraschend, dass die prominenten Gäste zwischen Diskussion und inszenierter Satire nicht unterscheiden? Teils wird argumentiert wie im "echten" Polittalk.

Bach: Ich finde nicht, dass es sich um einen inszenierten Rahmen handelt. Zuschauer und Themen sind echt. Sie müssen sich mit gespielten Rollen auseinandersetzen.

STANDARD: Auch die Gäste könnten ihre Reaktionen spielen?

Bach: Das wäre vielleicht albern.

STANDARD: Als Moderator ist Ihnen die Rolle von Rudi Roubinek bekannt: Sie im Dschungel, Roubinek im Dschungel des steirischen Wirtshauses.

Bach: Roubinek wirft einen ironischen Blick auf die Moderatoren und ihr Verhalten. Das funktioniert. Ich konnte es mir manchmal nicht richtig vorstellen, aber es funktioniert.

STANDARD: Welche Rolle Sie einnehmen, entscheidet das Los. Wann wird gelost?

Bach: Wir erfahren das vor der Sendung, wenn wir die Gäste kriegen und versuchen, die Dramaturgie auszuarbeiten. Dann kommt ein Trockenlauf, wobei sehr offen ist, was passiert. Weil man nicht weiß, wie das Publikum reagiert. Man weiß, wofür die prominenten Gäste stehen, aber nicht, wie sie sich dem Thema stellen.

STANDARD: Der Super-GAU beim Improvisieren?

Bach: Wenn man nicht mehr weiterweiß. Wobei hier die Gefahr nicht groß ist, weil man die Rolle hat. Ich fürchte diesen Moment, wie jeder, der sich mit Improvisation beschäftigt. Aber ich bin nun doch schon ein altes Zirkuspferd.

STANDARD: Verschleierte Sicht auf die Wirklichkeit drückt sich im Dschungel ähnlich aus: Welches Motiv treibt dort die Teilnehmer?

Bach: Im Dschungel ist es das Medieninteresse, das Prominente umtreibt. Ob das jetzt möglichst viele Fotos im Hochglanzmagazin sind oder ob es darum geht, in Fernsehsendungen unterzukommen.

STANDARD: Es geht tatsächlich nur ums Blitzlichtgewitter?

Bach: Es gibt sicher ein paar, denen geht es um die Selbsterfahrung. Bei Lisa Fitz war das so. Oder sie begreifen, dass es um die Show geht, und spielen mit. Die gehören dann zu den Siegern. Viele sind aber gewiss aus sehr eindeutigen Motiven da. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 5./6.1.2011)