Petra Luschnig experimentiert mit Blutzellen.

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Bei jeder allergischen Reaktion richtet sich das Abwehrsystem des Körpers gegen die eigenen Reihen und löst eine allergische Entzündung aus - aus bisher noch ungeklärten Gründen. Bei Hausstaub- und Pollen-Allergikern führt so eine Reaktion in den Atemwegen typischerweise zu Asthma bronchiale.

Petra Luschnig vom Institut für experimentelle und klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Graz untersucht im Reagenzglas, welche Rolle eine Subfamilie der weißen Blutkörperchen - die eosinophilen Granulozyten - bei diesem Prozess spielen. In vitro klärt die Immunpharmakologin ab, wie die eosinophilen Granulozyten (Eos) auf körpereigene Stoffe, die während der allergischen Reaktion freigesetzt werden, reagieren.

Nach Auslaufen ihres FWF-Projekts zum Thema will sie mit ihrem L'Oréal Stipendium "For women in Science", das ihr kürzlich von der Akademie der Wissenschaften, dem Wissenschaftsministerium und der Österreichischen Unesco-Kommission verliehen wurde, eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen. 2010 bekam sie zudem den Josef-Krainer-Förderungspreis zugesprochen.

Beim gesunden Menschen gehören etwa ein bis vier Prozent der Blutleukozyten zum Subtyp der eosinophilen Granulozyten. Dringt ein Fremdkörper oder Erreger in den Körper ein, wird ihre Zahl im Blut für eine entsprechende Immunabwehr erhöht. Bei einer Allergie wird durch diese verstärkte Freisetzung jedoch das Gewebe geschädigt. Die Blutzellen für ihre Versuche stammen zur Gänze von freiwilligen Spendern. Die 32-Jährige untersucht unter anderem die Bindung eosinophiler Granulozyten an Gewebszellen, ihr Wanderungsverhalten oder die Freisetzung toxischer Inhaltsstoffe.

Die Arbeit im Labor faszinierte die Grazerin schon während der Schulzeit. Nach der Matura inskribierte sie Mikrobiologie an der Karl Franzens Universität, weil das Fach als zukunftsträchtig galt. Seit gut zehn Jahren beschäftigt sich Petra Luschnig intensiv mit Leukozyten. Für ihr Diplom wechselte sie an die Med-Uni Graz, weil sie auf der Suche nach einem anwendungsorientierten Feld war. Sie fand es in der experimentellen Pharmakologie, wo mittels Grundlagenforschung Mechanismen aufgeklärt werden sollen, die zu einem bestimmten Krankheitsbild führen. Mit dem vertieften Verständnis für körpereigene Prozesse können in weiterer Folge auch verbesserte Therapiemöglichkeiten entwickelt werden.

Die Forscherin hält ein sehr anwendungsnahes Patent für ein Enzym, dessen Substratspezifität durch Mutagenese verändert wurde, um es in der Kosmetik- und Waschmittelindustrie anzuwenden. Dennoch sieht sie ihre Zukunft in der akademischen Forschung, "da dort auch Wissen und Erfahrung an Studierende weitergegeben werden soll und inter-disziplinärer Gedankenaustausch zwischen den verschiedenen Fachbereichen praktiziert wird", wie sie erklärt.

An ihrem Beruf gefällt Petra Luschnig, dass sie stets mit neuen Herausforderungen und Erkenntnissen konfrontiert ist. In naher Zukunft wird sie sich gemeinsam mit ihrem Mann dem ersten Kind widmen - ebenfalls eine große Herausforderung voller Überraschungen -, plant aber einen raschen Wiedereinstieg in die Laborarbeit. (Astrid Kuffner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 05.01.2011)