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Es war eine schwere Bürde, mit der die Hochschulpolitik ins neue Jahr startete. Der Herbst 2009 hinterließ eine politisierte Studierendenschaft zurück. Plötzlich gehörte den Universitäten die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Weite Teile der Studierenden engagierten oder solidarisierten sich mit den Protesten rund um die Audimax-Bewegung, Professoren und der Mittelbau schlossen sich an. Es war ein rasches Wachsen einer dezentralen Bewegung, die in einer Art das Internet zur Mobilisierung nutzte, wie es für politische Zwecke in Österreich unbekannt war.

Im Bild: Die ÖH-Führung stattet der neuen Wissenschaftsministerin am 4. Februar einen Antrittsbesuch ab. Mit dabei: Bauutensilien zur Bewältigung der manigfaltigen Baustellen im Hochschulbereich.

Foto: APA/Schlager

Im Frühjahr 2009 fanden Hochschülerschaftswahlen statt, doch die gewählten Vertreter wurden nicht zu den Proponenten dieser Studentenproteste. Es war eine euphorisierte Studierendenschaft, die von ihren Erfolgen angetrieben Hoffnung schöpfte. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. Das Jahr 2010 sollte nicht zur Verbesserung an den Universitäten beitragen.

Foto: derStandard.at

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Wie nach einer zu langen Nacht voller Eindrücke, landeten die Studierenden in der unveränderten Realität. Sie hatten zwar die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, zu wirklichen Reformen sah sich die Bundesregierung aber nicht veranlasst. Die erste Hälfte des Jahres traf man sich regelmäßig zum sogenannten Hochschuldialog, einem Erbe aus der Ära Johannes Hahn, der sich im Jänner gen Brüssel verabschiedete. Doch Studierende wie Rektoren mussten feststellen, dass dieser Dialog nicht zu einem Ergebnis führte bzw. führen konnte. Beide Gruppen beendeten vorzeitig die Beteiligung.

Im Bild: Studentendemonstration anlässlich des Ministergipfels zum Bologna-Prozess am 11. März 2010 in Wien.

Foto: AP/Punz

Die Reformen, die im Jahr 2010 durchgeführt wurden, waren entweder im Autonomiebereich der Universitäten angesiedelt - so zum Beispiel die Schaffung von mehr studentischen Räumen - oder waren allesamt Verschlechterungen des Lehr-, Lern- und Wissenschaftsstandort Österreich. Nichtzuletzt das Diktum der Budgetkonsolidierung musste dazu dienen, die Kürzung der Familienbehilfe und die Streichung der Basisförderung für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zu rechtfertigen.

Im Bild: Der Hochschuldialog geht im Juni zu Ende. Rektoren und Studierende verließen schon vorzeitig die Diskussion.

Foto: STANDARD/Cremer

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Nicht zuletzt die Kürzung rund um das Budget veranlasste Studierende wieder dazu auf die Straße zu gehen, doch im Vergleich zu 2009 blieb der Herbst 2010 äußerst milde. Besetzt wurden das Audimax der Uni Wien und die SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße - beides jedoch äußerst kurz: nur wenige Stunden bzw. eine Nacht. Demonstrationen mit mehreren tausend Personen fanden statt.

Im Bild: Demonstration gegen das Budget am 19. Oktober 2010.

Foto: APA/Neubauer

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Doch was einst entkoppelt von der ÖH als #unibrennt funktionierte, wird nun wieder von der Interessensvertretung organisiert. Man betont freilich die Unabhängigkeit, doch von einer anfänglichen Opposition zur etablierten ÖH ist heute wenig zu spüren. Einst gab es sogar Stimmen, die bei den nächsten ÖH-Wahlen im Mai 2010 #unibrennt als eigene Fraktion sehen wollten. Davon ist schon lange nichts mehr zu hören. Das Match um den ÖH-Vorsitz werden sich wohl auch wieder die etablierten Fraktionen untereinander ausmachen.

Im Bild: Demonstration gegen das Budget am 19. Oktober 2010.

Foto:APA/Neubauer

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Aus Sicht der Protestbewegung waren neben dem Budget zwei Prozesse alarmierend. Die Sozialdemokraten lösten sich schrittweise von ihrer Ablehnung von Studiengebühren und die Rektoren forcieren eine stärkere Autonomie bei den Zugangsbeschränkungen. In der Kombination mit den Budgeteinschnitten und der strukturellen Probleme haben sich die Bedingungen für Österreichs StudentInnen 2010 erneut verschlechtert.

Im Bild: Laura Rudas mit Sigrid Maurer und anderen Studierenden im Gespräch. Am 7.Dezember besetzten Studierende als Protest gegen das Budget, vor allem gegen die geplante Kürzung der Familienbehilfe, die SPÖ-Zentrale.

Foto:APA/Van Bakel

Es ist auch ein Zeichen der Resignation, dass die umfassenden Proteste ausblieben. Die Luft ist draußen. Oder die Enttäuschung überwiegt den Antrieb. Die Unibrennt-Bewegung ist mittlweile aktiver in der historischen Aufarbeitung des Herbstes 2009 als in der aktiven Gestaltung der Hochschulpolitik. Filme und Bücher entstanden.

Im Bild: Kurze Reminszenz. Das Audimax der Uni Wien ist besetzt, hieß es am 20.Oktober 2010. Doch nur eine Nach hielten die Studierenden durch, dann zogen sie ab.

Foto: STANDARD/Cremer

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Wie im Schulbereich bei PISA bekam Österreich im Hochschulbereich ein schlechtes Zeugnis. Das Times Higher Education-Ranking bescheinigte einen kollektiven Absturz, in dem Ranking wurde die Universität Innsbruck erstmals beste Universität des Landes.

Im Bild: Am 30. Oktober trafen sich in der Aula der Uni Wien rund 20 Studierende zu einem "symbolischen" Hungerstreik, um so gegen das Sparpaket zu demonstrieren.

Foto: APA/Pfarrhofer

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Das leichte Aufbäumen eines Protests kann jedoch auch ein Auftakt für 2011 sein, welches hochschulpolitisch ein turbulentes Jahr werden wird. Institutionell stehen auf der Ebene der Hochschülerschaft Neuwahlen an, ebenso gibt es eine Vielzahl von Rektorswahlen. Einige Universitäten suchen neues Führungspersonal. Hinzu kommen drei entscheidende Themen: Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren und Familienbeihilfe. (seb, derStandard.at, 4.1.2011)

Im Bild: Budgetsitzung im Parlament. Studierendenvertreter und unibrennt-Aktivisten werfen Flugzettel von der Besuchergalerie des Hohen Hauses. Die Störaktion brachte ÖH-Vorsitzender Sigrid Maurer ein Parlamentsverbot von 18 Monaten ein.

Foto: AP/Punz